Spielfilm von Céline Sciamma, mit Joséphine Sanz (Nelly), Gabrielle Sanz (Marion), Nina Meurisse (La mère) u.a.
Frankreich 2021, DCP, F/d, 72’, ab 6 (10) J.
Nelly ist acht, als sie mit ihren Eltern zum abgelegenen Haus der geliebte, kürzlich verstorbenen Grossmutter fährt. Während die Eltern räumen, entdeckt Nelly Spuren und Geschichten ihrer Mutter Marion aus deren Kindheit. Beim Spielen im Wald lernt sie ein gleichaltriges Mädchen kennen, zu dem sie sogleich eine tiefe Verbundenheit verspürt. Ihre neue Freundin heisst Marion ... «Petite maman», der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, ist eine fabelhafte Ode an das einzigartige Band zwischen Müttern und Töchtern.
Die französische Regisseurin und Autorin Céline Sciamma gehört spätestens seit ihrem historischen Liebesdrama «Portrait de la jeune fille en feu», für das sie 2019 in Cannes den Drehbuchpreis erhielt, zu den wichtigsten weiblichen Stimmen im europäischen Autorenkino. Nach diesem erfolgreichen Werk kehrt Sciamma in «Petite maman» zurück zum Thema der Kindheit, dem sie sich als Filmemacherin bereits in «Tomboy» und als Drehbuchautorin in «Ma vie de Courgette» gewidmet hatte.
Gekonnt setzt die Filmemacherin in «Petite maman» die Befindlichkeiten von Nelly in Szene und schafft mit Mitteln der Fantasie eine Annäherung an eine manchmal weit entfernt wirkende Mutter. Ein Kennen- und Verstehenlernen auf Augenhöhe – oder in Sciammas Worten: «Was aber, wenn wir eine neue Ebene in unseren Beziehungen zu geliebten Menschen finden, einen sicheren Ort, an dem wir ihnen einfach als Individuen begegnen können? Im Kino kann man damit spielen, und vielleicht öffnet sich dadurch ja ein Fenster – in der Vorstellung oder gar im Herzen. Du musst dann nur noch hineinklettern.» Auch dem Publikum bleibt Zeit, mit den beiden Mädchen (gespielt von Zwillingsschwestern) beim Spielen und gegenseitigen Kennenlernen zu verweilen – und Raum für die eigene Geschichte.