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Gäste Spezial

Suspekt / Podium mit Bernard Rambert (Protagonist) und Winterthurer Aktivist:innen

Dokumentarfilm von Christian Labhart mit Bernard Rambert, u.a.

CH 2025, DCP, D/f, 82’, ab 14 Jahren

Bernard Rambert ist einer der bekanntesten und umstrittensten Strafverteidiger der Schweiz. Von der Terroristin Petra Krause über den anarchischen Ökoterroristen Marco Camenisch und den Bankräuber Walter Stürm bis hin zum gewaltbereiten Brian Keller: Der «Rote Beni» verteidigte sie alle. In «Suspekt» erzählt er ausführlich von seiner Tätigkeit und ordnet diese in die historischen Kontexte der letzten 50 Jahre ein; ergänzt von exklusivem Archivmaterial. Welche Bilanz zieht Rambert nach seiner jahrelangen Tätigkeit als Strafverteidiger? Im Interview mit Julia Klebs (Redaktorin der Schweizer Zeitschrift Widerspruch) erzählt Bernard Rambert offen von seinen Erfolgen und Niederlagen, von Höhepunkten und Abstürzen. Spürbar ist: Seine 1700-seitige Fiche, ein jahrelanges Berner Berufsverbot und ein Monat Untersuchungshaft haben ihn nicht verbittert.

Angenehm ist, dass Christian Labharts («Röbi geht», «Zwischen Himmel und Erde», «Giovanni Segantini – Magie des Lichts») Film nicht wie eine erhitzte Gerichtsverhandlung funktioniert. Vielmehr entsteht viel Raum für Ramberts Perspektive: «Christian Labhart lässt in seinem Film ‹Suspekt› den «Terroristenanwalt» ausführlich – und bewusst einseitig – zu Wort kommen. Diese Erzählperspektive durchzuziehen, ist für Labhart insofern ein legitimer Entscheid, als er die ungleichen Machtverhältnisse widerspiegelt, denen Bernard Rambert Zeit seines Lebens Widerstand entgegensetzte.» (Arttv.ch, 19.9.2024)

Do, 27. Februar, 20 Uhr: Nach dem Film Gespräch mit Bernard Rambert (Protagonist), Nekane Txapartegi (feministisch baskische Aktivistin) und zwei weiteren Aktivist:innen aus Winterthur, moderiert von Erich Schmid (Autor und Filmemacher). Im Fokus des Podiums steht Aleks Weber (1961–1994). Der Winterthurer Künstler und Politaktivist wurde von Rambert verteidigt und ist einer der acht Protagonisten des Films.

Fr, 28. Februar, 18 Uhr: Nach dem Film Publikumsgespräch mit Christian Labhart (Regie).

Suspekt / Publikumsgespräch mit Christian Labhart (Regie)

Dokumentarfilm von Christian Labhart mit Bernard Rambert, u.a.

CH 2025, DCP, D/f, 82’, ab 14 Jahren

Bernard Rambert ist einer der bekanntesten und umstrittensten Strafverteidiger der Schweiz. Von der Terroristin Petra Krause über den anarchischen Ökoterroristen Marco Camenisch und den Bankräuber Walter Stürm bis hin zum gewaltbereiten Brian Keller: Der «Rote Beni» verteidigte sie alle. In «Suspekt» erzählt er ausführlich von seiner Tätigkeit und ordnet diese in die historischen Kontexte der letzten 50 Jahre ein; ergänzt von exklusivem Archivmaterial. Welche Bilanz zieht Rambert nach seiner jahrelangen Tätigkeit als Strafverteidiger? Im Interview mit Julia Klebs (Redaktorin der Schweizer Zeitschrift Widerspruch) erzählt Bernard Rambert offen von seinen Erfolgen und Niederlagen, von Höhepunkten und Abstürzen. Spürbar ist: Seine 1700-seitige Fiche, ein jahrelanges Berner Berufsverbot und ein Monat Untersuchungshaft haben ihn nicht verbittert.

Angenehm ist, dass Christian Labharts («Röbi geht», «Zwischen Himmel und Erde», «Giovanni Segantini – Magie des Lichts») Film nicht wie eine erhitzte Gerichtsverhandlung funktioniert. Vielmehr entsteht viel Raum für Ramberts Perspektive: «Christian Labhart lässt in seinem Film ‹Suspekt› den «Terroristenanwalt» ausführlich – und bewusst einseitig – zu Wort kommen. Diese Erzählperspektive durchzuziehen, ist für Labhart insofern ein legitimer Entscheid, als er die ungleichen Machtverhältnisse widerspiegelt, denen Bernard Rambert Zeit seines Lebens Widerstand entgegensetzte.» (Arttv.ch, 19.9.2024)

Do, 27. Februar, 20 Uhr: Nach dem Film Gespräch mit Bernard Rambert (Protagonist), Nekane Txapartegi (feministisch baskische Aktivistin) und zwei weiteren Aktivist:innen aus Winterthur, moderiert von Erich Schmid (Autor und Filmemacher). Im Fokus des Podiums steht Aleks Weber (1961–1994). Der Winterthurer Künstler und Politaktivist wurde von Rambert verteidigt und ist einer der acht Protagonisten des Films.

Fr, 28. Februar, 18 Uhr: Nach dem Film Publikumsgespräch mit Christian Labhart (Regie).

Naima / Filmgespräch mit Anna Thommen (Regie)

Dokumentarfilm von Anna Thommen

CH 2024, DCP, OV/d/f, 98’, ab 16 Jahren

Nach langen Jahren im Niedriglohnsektor ergattert sich die 46-jährige Naima aus Venezuela eine Lehrstelle in der Pflege. Bald weicht ihr Glück jedoch der harten Realität: Während Patient:innen die einfühlsame Art der charmanten Frau lieben, bemängeln Kolleg:innen ihre fehlende professionelle Distanz. Doch Naima gibt nicht auf und kämpft für ihren Platz in der Gesellschaft. Der intime Dokumentarfilm zeigt die Lebensrealität einer Migrantin, die in der Schweiz nochmals ganz neu anfangen muss.

Der Dokumentarfilm der Basler Regisseurin Anna Thommen («Volunteer», «Neuland») beleuchtet anhand eines Einzelschicksals die Kämpfe und das ungenutzte Potenzial, das viele Mitgrant:innen auch nach Jahren im neuen Land noch mit sich tragen. Im Gegensatz zu «Expats» starten sie mit völlig anderen Voraussetzungen in der Fremde. Nicht anerkannte Diplome und der erschwerte Zugang zu Ausbildungsplätzen hindern sie oft daran, ihr Potenzial zu entfalten und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Daraus resultieren häufig gesundheitliche, insbesondere psychische Belastungen, die einen Teufelskreis für ihre berufliche und familiäre Existenz bedeuten.

«Es gibt Dokumentarfilmheld:innen von solcher Stärke und Vitalität, dass man sich von den ersten Momenten an in ihren Charme verliebt. Man ist sofort bereit, mit ihnen durchs Feuer zu gehen. Naima ist so ein Fall – zweifellos verstärkt durch das Regietalent und die meisterhafte dramaturgische Komposition von Anna Thommen.» (Vika Leshchenko, DOK Leipzig)

Mo, 3.3., 20 Uhr: Im Anschluss an die Vorstellung Filmgespräch mit Anna Thommen, moderiert von Annina Wettstein (Festivalkuratorin).

Fernand Pouillon – l'architecte le plus recherché de France / Einführung von Cyril Kramer (Vorstand SIA)

Dokumentarfilm von Jean-Marie Montangerand

Frankreich 2023, DCP, F/e, 52’

Am 8. September 1962 bricht Fernand Pouillon aus dem Gefängnis aus, nachdem er aufgrund eines aufsehenerregenden Immobilienskandals inhaftiert worden war. Damit wurde er zum «meistgesuchten Architekten Frankreichs». Gleichzeitig baute Pouillon während 50 Jahren Häuser und Städte, oft für die Ärmsten der Armen, in Frankreich und Algerien. Heute gilt er als einer der wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts. 

Mi, 5. März, 18 Uhr: Einführung von Cyril Kramer (Vorstand SIA). 

Eine Kooperation mit dem SIA (Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein)

Goodnight Nobody / Einführung in die Filmreihe

Dokumentarfilm von Jacqueline Zünd

CH/Deutschland 2010, DCP, OV/d/f, 77’

Jérémie Kafando inszeniert Theater mit Katzen. Fedir Nesterchuk sitzt da und wartet. Lin Yao rennt die Treppe rauf und runter. Mila Dean fährt und fährt und fährt. In der Nacht, wenn alle anderen schlafen.

Burkina Faso, Ukraine, China, USA – vier Menschen aus vier verschiedenen Ländern folgt die Schweizer Filmemacherin Jacqueline Zünd in die Welt der Schlaflosigkeit. Oft beobachtet sie nur, hört aufmerksam zu, wie sie erzählen von den Stunden des Wachseins. Dann wiederum greift sie ein, setzt die Protagonist:innen in teils humoristisch-situativen, teil poetisch-eindringlichen Filmbildern in Szene. Für jede der Personen, so scheint es, findet Zünd eine eigene Sprache. Und schafft so ein dichtes Porträt nicht nur einer, sondern vierer Welten der Schlaflosigkeit.

«Goodnight Nobody» ist ein perfekt kalibriertes kleines Meisterwerk [...]. Jacqueline Zünd versteht es, ein ungewöhnliches Thema – das die Regisseurin aus ihrer eigenen Kindheit kennt, als sich die Familie immer wieder mit der Schlaflosigkeit der Mutter konfrontiert sah – wunderbar visuell-auditiv umzusetzen. Das unterstreicht auch der eindrückliche Palmarès, den der Erstlingsfilm der Filmemacherin bislang verzeichnet – sei es mit dem Preis als beste Newcomerin der Visions du Réel in Nyon, dem Zürcher Filmpreis oder einer «Honorary Mention» am Dokfilmfestival in Leipzig.» (Doris Senn, Filmbulletin, 12.1.2011)

Do, 6.3., 20.15 Uhr: Einführung in die Filmreihe von Bendicht Furrer und Virginia Rusch (Programmgruppe Kino Cameo)

Schatten – Eine nächtliche Halluzination / Live-Vertonung von Ester Poly

Stummfilm von Arthur Robison mit Fritz Kortner (Ehemann), Ruth Weyher (Ehefrau), Gustav von Wangenheim (Junger Mann), Alexander Granach (Schausteller), Eugen Rex (1. Kavalier), Max Gülstorff (2. Kavalier), Ferdinand von Alten (3. Kavalier), Fritz Rasp (1. Diener) u.a.

Deutschland 1923, DCP, Stummfilm mit deutschen Zwischentiteln (englische Untertitel), viragiert, 85’

Stummfilmjuwel des deutschen Expressionismus, das virtuos und vergnüglich mit Horror und Psychoanalyse jongliert: Ein von Eifersucht getriebener Ehemann verfolgt seine attraktive Ehefrau auf Schritt und Tritt. Bei einem Dinner glaubt er, Beweise für ihre Untreue zu haben. Zum Glück der Gattin ist nebst Gästen und Dienerschaft auch ein Schausteller zugegen – er versucht, den skeptischen Ehemann mit Hilfe eines hypnotischen Schattenspiels mit seinen eigenen Ängsten und Begierden zu konfrontieren, um ihn so an die Realität heranzuführen. Ein zeitloses Lehrstück über ein Spiel im Spiel (im Spiel).

Die Stummfilm-Perle wirke wie ein Spätzünder des deutschen Expressionismus und sei dabei nicht weniger radikal als seine berühmteren Vorgänger: «WieCaligari basiert die Handlung auf dem Illusionismus und der Täuschung […].Schatten verlässt sich jedoch weniger auf verzerrte Kulissen, sondern manipuliert Licht und Schatten, um die Geschichte voranzutreiben und auf die filmische Fähigkeit hinzuweisen, verborgene Begierden auszudrücken. MitNosferatu hat er die Vermischung von Horror und Melodrama sowie eine freudsche Erforschung des Unterbewusstseins durch Schatten und Spiegel gemein, die ein unendliches Spiel mit Doppelgängern erzeugt.Schatten erinnert zudem an die deutsche Romantik, wo der Verlust des eigenen Schattens den Verlust des eigenen Selbst bedeutet – ein Motiv, das auchDer Student von Prag, den ersten deutschen Kunstfilm von 1913, belebte. InSchatten vereinen sich zwei Vorläufer des Kinos – das chinesische Schattenspiel aus der Antike (das in den 1920er-Jahren durch die Silhouettenfilme von Lotte Reiniger wiederbelebt wurde) und die seit dem 18. Jahrhundert beliebten Laterna-Magica-Vorführungen. Der Schattenspieler inSchatten wird als fahrender Schausteller präsentiert, in der Tradition der Jahrmarktsunternehmer des frühen Kinos. […] Nicht unähnlich dem Spiel im Spiel in Hamlet führt das Schattenspiel im Film […] das Publikum dazu, sich mit seinen unterdrückten Wünschen und Perversionen auseinanderzusetzen und diese zu erkennen.» (Giornate del cinema muto, übersetzt von Virginia Rusch)

Fr, 14.3., 20 Uhr: Live-Vertonung von Ester Poly. Davor Kurzfilm «Ester Poly – sin via en Tunesia»

«Ester Poly – sin via en Tunesia»

Die queer-feministische Band Ester Poly ist laut, provokativ und sozialkritisch. Die Bündner Bassistin Martina Berther und die Genfer Schlagzeugerin Béatrice Graf überzeugen seit zehn Jahren ein internationales Publikum. Doch auf dem Höhepunkt des Erfolgs hinterfragt Martina Berther den kämpferischen Drive ihrer Musik. Der Film begleitet Ester Poly in diesem schicksalshaften Moment auf ihrer Tournee nach Tunesien.

Agent of Happiness / Filmgespräch mit Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó (Regie-Duo)

Dokumentarfilm von Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó

Bhutan 2024, DCP, Dzongkha/d/f, 94’, ab 12 Jahren

Kann man Glück messen? Bhutan hat das Bruttonationalglück erfunden, um genau das zu tun. Alle fünf Jahre ziehen Agenten von Haus zu Haus, um mittels Fragebögen zu erfassen, wie glücklich ihre Landsleute sind. Amber ist einer von ihnen. Selbst träumt der 40-Jährige davon, die grosse Liebe zu finden. Eine Reise durch ein faszinierendes Land, die mit inspirierenden Begegnungen voller Humor und Tiefgang überrascht und auch Schattenseiten im Land des Glücks beleuchtet.

Im Himalaya-Königreich Bhutan wird das Bruttonationalglück statistisch erhoben. Im Gegensatz zum rein ökonomischen Bruttosozialprodukt berücksichtigt es auch das psychische, soziale, ökologische und spirituelle Wohl der Bevölkerung und fliesst in die Regierungsplanung ein. Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó reisen in ihrem zweiten gemeinsamen Dokumentarfilm zusammen durch das Land Bhutan um herauszufinden, wie der einzigartige Index, der erstmals 2008 erfasst wurde, funktioniert. Die beiden Befrager Amber und Guna kommen ins Gespräch und nehmen sich Zeit für ihre Gesprächspartner:innen: «Waren Sie in letzter Zeit manchmal wütend? Wie viele Kühe haben Sie? Wie glücklich sind Sie auf einer Skala von eins bis zehn?» Der Film ist ein wohltuendes Innehalten, bei dem sich nichtsdestotrotz auch Risse im Land des Glücks offenbaren. Mit schwebender Leichtigkeit lädt «Agent of Happiness» das Publikum ein, nebenbei über die eigene Zufriedenheit nachzudenken.

«Die Kombination aus atemberaubend schöner Landschaft und dem sanften Humor des Films lässt zunächst auf einen gutartigen Crowdpleaser-Dokumentarfilm im National Geographic-Stil schliessen. Aber ‹Agent of Happiness› befasst sich mit dunkleren Themen wie Alkoholismus, Einsamkeit und der Angst einer Transgender-Frau, ihre Mutter und treueste Unterstützerin zu verlieren. Ein langsam brennendes Porträt voller Wärme.» (Wendy Ide, The Guardian, 24.7.2024, übersetzt aus dem Englischen)

Der Dokumentarfilm von Dorottya Zurbó und Arun Bhattarai gewann den Publikumspreis am San Francisco International Film Festival.

So, 16.3., 11 Uhr: Im Anschluss an die Vorstellung Filmgespräch mit Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó, moderiert von Tanja Simeunovic (Filmwissenschaftlerin).

Les courageux / Filmgespräch mit Jasmin Gordon (Regie)

Spielfilm von Jasmin Gordon mit Ophélia Kolb (Jule), Jasmine Kalisz Saurer (Claire), Paul Besnier (Loïc), Arthur Devaux (Sami), Claudia Grob (Chefin), Nabil Rafi (Immobilienmaklerin), Michel Voïta (Schuldirektor), Roger Bonjour (Beamter), Sabine Timoteo (Sandrine) u.a.

CH 2024, DCP, F/d, 80’, ab 12 Jahren

Jule, eine alleinerziehende Mutter aus dem Kanton Wallis, kämpft um ihre finanzielle Existenz. Ihren drei Kindern versucht sie vorzugaukeln, dass alles in Ordnung sei. Während sie den Schein eines normalen Lebens wahren will, gerät sie immer tiefer in die Kleinkriminalität. Kreativ und mit Eigensinn kämpft sie gegen Behörden und soziale Normen an. Jasmin Gordons Langspielfilmdebüt «Les courageux» ist ein mitreissender Film über versteckte Armut in der wohlhabenden Schweiz.

Jule, der das Wohl und die Wünsche ihrer Kinder wichtig sind, steht am Rande der Gesellschaft. Der Film tappt dabei nicht in die Falle, jede Situation ausbuchstabieren zu wollen. Viel von Jules schwieriger Vergangenheit etwa wird nur angedeutet, sodass dem Publikum Raum für eigene Interpretationen bleibt. Eine besondere Rolle spielt im Film die Natur, die als mystisch belebt inszeniert wird; sie scheint Jule förmlich zur Flucht aus der Gesellschaft aufzurufen.

Mit Jule bringt die schweizerisch-amerikanische Regisseurin Jasmin Gordon eine komplex gezeichnete Frauenfigur mit vielen Ecken und Kanten auf die Leinwand, mit der man mitfühlt. Dazu schreibt die Regisseurin: «Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Tabus und Stigmata (grosse und kleine) es noch immer um die Darstellung von Frauen, insbesondere von Müttern, auf der Leinwand gibt. Ich war immer von starken und unkonventionellen Frauen umgeben und bin frustriert darüber, dass diese Persönlichkeiten in Geschichten selten vorkommen. ‹Les Courageux› ist mein Beitrag, um differenzierte, provokante und unvollkommene Frauenfiguren auf die Leinwand zu bringen. Die Geschichte handelt von einer dieser komplexen Frauen: Sie ist gutherzig und gleichzeitig fehlerhaft, eine Rebellin, aber auch eine liebevolle und beständige Mutter. Sie ist ein Mensch – unsicher, unvollkommen, zärtlich und faszinierend. Trotz vieler Fehler versucht sie, den enormen finanziellen und moralischen Druck zu bewältigen, um ihrer Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Und genau das finde ich mutig.» (Jasmin Gordon)

So, 16.3., 18.30 Uhr: Filmgespräch mit Jasmin Gordon, moderiert von Núria Gysin (Outside the Box)

Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini / Filmgespräch mit Thomas Haemmerli (Regie)

Dokumentarfilm von Thomas Haemmerli

CH 2024, DCP, D+Dialekt, 85’, ab 6 Jahren

Vom Immigrantensohn zum milliardenschweren Bauunternehmer: Der Dokumentarfilm über Bruno Stefanini (1924–2018) ist kein klassisches Biopic, sondern verwebt Sozialgeschichte – vom Kalten Krieg über Konkubinatsverbote bis zu den Armeeabschaffer:innen – mit seinem Leben. Roter Faden der Geschichte ist Stefaninis Sammelleidenschaft, die bereits in der Kindheit begann. Für seinen grossen Museumstraum gründete er 1980 die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) mit der Idee, ein grosses Volksmuseum einzurichten. In unvergleichlicher Sammelwut und mit fast unbeschränkten finanziellen Mitteln trug Stefanini hierfür klassische Kunst, aber auch Krempel zusammen – Hellebarden und Panzer, Schlösser und Memorabilia von Napoleons Zahnbürste bis zu Sisis Unterhosen. Als Stefanini 2018 im Alter von 94 Jahren stirbt, hinterlässt er seiner Stiftung 2’200 Wohnungen, vier Schlösser, das Sulzer Hochhaus und über 100’000 Sammlungsobjekte. Humorvoll und temporeich erzählt Haemmerli («Sieben Mulden und eine Leiche») die einzigartige Biografie des polarisierenden Winterthurers.

«Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» war der Eröffnungsfilm an den Solothurner Filmtagen. Der künstlerische Leiter Niccolò Castelli sagte zum Film: «Stefaninis Leben zeigt kontroverse Aspekte, die für unsere Zeit hochaktuell sind – einerseits die Bedeutung der individuellen Biografie in der Geschichte, andererseits der Wunsch nach einem Vermächtnis fürs Kollektiv.»

Di, 18.3., 20 Uhr: Im Anschluss an die Vorstellung Filmgespräch mit Thomas Haemmerli, moderiert von Laura Walde (Kino Cameo).

Film-TÜV / Filmanalyse mit Johannes Binotto, Thomas Binotto und Fabienne Hadorn

Filmausschnitte von diversen Regisseur:innen mit Johannes Binotto, Thomas Binotto und Fabienne Hadorn

ca. 100'

Sie sind gefragt: Haben Sie einen Lieblingsfilmausschnitt, den Sie analysieren lassen wollen? Dann schicken Sie uns diesen! Egal ob Familienaufnahme oder Kinoklassiker, Internetclip oder Serienausschnitt – wir nehmen alles entgegen. Von den Einreichungen treffen wir eine Auswahl und informieren Sie, wenn Ihr Ausschnitt dabei ist.

Das Format «Film-TÜV» funktioniert wie folgt: Die beiden Filmkenner Thomas Binotto (Filmjournalist) und Johannes Binotto (Kulturwissenschaftler) sehen am Film-TÜV-Abend Ihren Ausschnitt im Cameo zum ersten Mal, unterhalten sich spontan darüber, beobachten scharf, diskutieren hitzig, philosophieren tief – und betten diesen mit einem Augenzwinkern in die Filmgeschichte ein. Damit alles noch lustvoller wird, führt die Schauspielerin und Moderatorin Fabienne Hadorn durch den Abend.

Schicken Sie uns Ihren Clip (oder den Link dazu) von maximal 2 Minuten Länge an filmab@kinocameo.ch. Einsendeschluss: Mi, 12. März 2025.

Der Eismann / Filmgespräch mit Corina Gamma (Regie)

Dokumentarfilm von Corina Gamma

CH 2025, DCP, OV/d/f, 91’

Seine Leidenschaft für Gletscher prägte das Leben des Schweizer Polarforschers Konrad Steffen. Schnee und Eis waren die verbindenden Elemente und der Kern seiner Forschung seit seiner Diplomarbeit im Jahr 1977 an der ETH Zürich. Seinen akademischen Weg setzte er in den USA fort, wo er als Professor an der University of Colorado wirkte und das Umweltforschungsinstitut CIRES leitete. Ein Herzensprojekt des ETH-Professors und WSL-Direktors war das «Swiss Camp», eine meteorologische Forschungsstation im Norden Grönlands, das er 1990 aufbaute. Nach einem Routinegang zu einer Messstation kehrte Steffen 2020 nicht mehr zum Basiscamp zurück; am Ort, den er am meisten liebte, ist der Pionier für immer im «ewigen» Eis verschwunden.

Ein Jahr nach Steffens Tod musste das «Swiss Camp» aufgegeben werden, da der Eisschild durch die zunehmende Schmelze und die wachsenden Gletscherspalten zu instabil und gefährlich für die Wissenschaftler:innen wurde.

Ein persönlicher Blick auf Steffens Leben und seine Mission, der Welt die Folgen des Klimawandels vor Augen zu führen, eingebettet in die atemberaubende Landschaft der Arktis.

Do, 3.4., 20.15 Uhr: Filmgespräch mit Corina Gamma, moderiert von Annina Wettstein (Festivalkuratorin).