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100 Jahre Praesens-Film: Die Schweiz im Auftragsfilm

Kurzfilme von diversen Regiseur:innen

65' + Kontext Talk

Praesens-Film, die älteste noch existierende Schweizer Filmproduktionsfirma, feiert ihren 100. Geburtstag. Werbe- und Auftragsfilme bildeten den Grundstein des Unternehmens, nicht nur in den Anfängen. Das Programm zeigt Filme aus den 1920er- bis 40er-Jahren über Mode, Volkswirtschaft, Neues Bauen, Demokratie und Tourismus. So vielfältig die Themen auch sind, alle Filme beschäftigen sich mit der Schweiz in der Welt. So bietet die Auswahl Einblick in ein historisches Selbstverständnis des Landes.

Im Anschluss an das Screening diskutieren die Medienwissenschaftlerin Yvonne Zimmermann und der Produzent Stefan Bircher über die Filme. Aus einem modernen und filmhistorischen Blickwinkel beleuchten sie die stilistischen und inhaltlichen Besonderheiten dieser Werke und werfen einen kritischen Blick auf deren kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung.

«Im Rhythmus der modernen Zeit»
Grieder/Bally, Schweiz 1920 / 3:30 / Doc (Ohne Dialog)
Im Rhythmus der modernen Zeit geht auch die Frau, sie treibt jeden Sport und wirkt dadurch anziehend; noch anziehender, wenn sie für jeden Anlass mit sicherem Geschmack angezogen ist. Solcherlei verkünden die Zwischentitel dieses kurzen Werbefilms aus den 1920er Jahren. Den Beweis dafür liefert die anschliessende Modeschau, in der Mannequins Kleider von Grieder und Schuhe von Bally präsentieren. Ein Einblick auch in zeitgenössische Genderrollen.

«Die neue Wohnung»
Schweizerischer Werkbund, Schweiz 1930 / 20:00 / Doc, Exp (Ohne Dialog)
Hans Richters experimenteller Kurzfilm für die erste Schweizerische Wohnungsausstellung Basel 1930 zeigt ein Paar beim Einzug in ihre moderne Wohnung. Durch innovative Kameratechniken und surrealistische Elemente hebt der Film die Herausforderungen und Freuden des neuen Lebensraums gegenüber traditionellen Wohnformen hervor. Er betont die funktionalen und ästhetischen Aspekte der Architektur der 1930er Jahre und reflektiert die modernistische Bewegung, die das tägliche Leben prägt.

«Wo ein Wille ist. Die Schweiz in der Weltwirtschaft»
Robert Chessex, Schweiz 1932 / 6:50 / Doc (Deutsch/e)
«Buy Swiss!» So könnte die heutige Übersetzung der Botschaft dieses Films lauten. Finanziert von der Schweizerischen Zentrale für Handelsförderung (OSEC) und unterstützt von Organisationen, die sich für den Absatz von Schweizer Produkten im Inland einsetzten, richtete sich der Film an ein Schweizer Publikum. Ziel war es, mit dem Verkauf von einheimischen Produkten die krisenbedingten Verluste im Exportgeschäft abzufedern. Einer der ersten Tonfilme aus Schweizer Produktion.

«Ein Märchen unserer Zeit»
Max Frikart, Schweiz 1943 / 8:00 / Doc (Deutsch/e)
Solid, knitterfrei und mottensicher: So präsentiert sich die Schweizer Textilfaser in diesem genretypischen Fabrikationsfilm. Der Film bietet Einblick in die Geschichte und damalige Gegenwart der heimischen Textilindustrie. Im Zentrum steht die Viskose. Für den Trickteil war Julius Pinschewer zuständig, der 1933 in die Schweiz emigrierte und ebenda ausschliesslich im Trickbereich arbeiten durfte, um das heimische Filmgewerbe nicht zu konkurrenzieren.

«Winter Holidays in Switzerland»
SVZ, Schweiz 1946 / 13:00 / Doc (Englisch/e)
Im Auftrag der Schweizerischen Verkehrszentrale sollte der Film den internationalen Tourismus nach dem Krieg wieder ankurbeln. Gelockt wird mit vielfältigen Wintersportmöglichkeiten in den Schweizer Bergen. Um es mit dem einzigen Zwischentitel des Films zu sagen: «Who, in winter, is not seized with a longing to leave the cold, foggy plains for the sunny heights? Switzerland, with her magnificent mountain scenery, offers to old and young sun, snow and ice, recreation and a new lust for life.»

«Demokratie in Gefahr» 
Kurt Früh, Schweiz 1949 / 13:00 / Fic (Deutsch/e)
Jakob Rüegg (Schaggi Streuli) wacht in einem Albtraum in einer Diktatur auf. Seine Freiheiten sind stark eingeschränkt: Es gibt nur eine Partei, die Medien sind zensiert, und die Bürger:innen leben in ständiger Angst vor Überwachung und Denunziation. Der Film wurde vom Eidgenössischen Departement des Innern und von Stadt und Kanton Zürich in Auftrag gegeben, um die Bevölkerung vor den Gefahren totalitärer Regimes zu warnen und die Werte der Demokratie zu fördern. Leider wieder aktuell.

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