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Cahier africain

Trailer

Dokumentarfilm von Heidi Specogna

CH/D 2016, 119', DCP, OV/d

Aus einer zufälligen Begegnung der Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna mit einem Notizheft ist ein Langzeitfilmprojekt entstanden: Das Heft enthält Zeugenaussagen von 300 zentralafrikanischen Frauen, Mädchen und Männern, die die üblen Taten kongolesischer Söldner während kriegerischer Auseinandersetzungen im Jahr 2002 enthüllen. Im Zuge einer aufwändigen Geheimmission wurde das Heft nach Den Haag zum Internationalen Strafgerichtshof gebracht – in der Hoffnung, ein entscheidendes Beweismittel im Prozess gegen Jean-Pierre Bemba in die Hand zu geben. Er ist der erste Angeklagte, der sich wegen Anordnung von Vergewaltigung als Kriegsstrategie verantworten muss.

«Cahier africain» erzählt die Geschichte dieses Hefts anhand einiger Menschen, die sich ihm offenbarten. Basierend auf einem Fundus von Drehmaterial, Fotos, Briefen und Rechercheberichten erzählt er die Geschichte von Amzine, Fane und Arlette. Inmitten des Versuches, den schwierigen Alltag mit Zuversicht zu meistern – während in Den Haag noch die juristische Aufarbeitung der letzten Kriegsverbrechen in Gange ist – bricht in der Zentralafrikanischen Republik der nächste Krieg aus und reisst die Porträtierten erneut in einen Strudel von Gewalt. An ihrer Seite zeigt der Film den Zusammenbruch von Ordnung und Zivilisation in einem von Bürgerkrieg zerrissenen Land. Im März 2016 wurde Jean-Pierre Bemba schuldig gesprochen, 14 Jahre nach den verübten Taten.

Anmerkungen der Regisseurin:
« ‹Cahier africain› ist ein persönlicher Film. Aus einer zufälligen Begegnung mit dem Heft, während einer Recherchereise, sind sieben Drehjahre geworden. Wir haben die Menschen aufgesucht und begleitet, die dem Heft ihr Leid und ihre Scham anvertrauten. Heute wird das Heft im Tresor des Weltgerichts in Den Haag verwahrt, neben Tausenden von Beweisen anderer Kriegsverbrechen. Das Schicksal der Frauen und ihrer mit Gewalt gezeugten Kinder ist eine von der Welt ausgeblendete Tragödie. Schätzungen besagen, dass allein im zentralafrikanischen Raum in den letzten Jahren bei kriegerischen Auseinandersetzungen über 100'000 Frauen geschändet worden sind. Nach dem Völkermord in Ruanda sollen an die 20'000 Kinder zur Welt gekommen sein. Dem schwierigen Versuch von Frauen, nach dem Erleben von Gewalt wieder Fuss im Leben zu fassen, wollte sich der Film ursprünglich widmen. Der erneute Kriegsausbruch in der Zentralafrikanischen Republik hat das Drehbuch jäh umgeschrieben.»

Samstag, 4. Februar, 19.45 Uhr: Podium mit Heidi Specogna und Reto Rufer (Amnesty International).