Dokumentarfilm von Stéphane Goël
Schweiz 2020, DCP, OV/d, 89’
Als der Waadtländer Biophysiker Jacques Dubochet 2017 den Nobelpreis für Chemie erhält, gerät er unerwartet ins Rampenlicht, denn der damals 75-jährige Wissenschaftler war ausserhalb seines Fachgebiets bisher weitgehend unbekannt und seit zehn Jahren im Ruhestand. Dubochet, seine Frau und sein näheres Umfeld müssen lernen, mit dem plötzlichen medialen Interesse umzugehen. Zudem stellt sich Dubochet die Frage, was er mit der gewonnenen Öffentlichkeit und mit seiner Stimme, die jetzt von allen gehört wird, bewirken kann. Wie soll er als «Nobelbürger» seine Verantwortung als Forscher und Mensch wahrnehmen? Dubochet, der sich bereits im Stadtparlament und für Migrant*innen engagiert, findet als überzeugter Naturschützer seine neue Berufung in der Bewegung der Klima-Jugend, mit der er sich solidarisiert. So wurde der 77-Jährige zum Aushängeschild für die welsche Klimajugend.
Für seinen Film begleitete der in Lausanne geborene Cutter und Regisseur Stéphane Goël während 18 Monaten den Nobelpreisträger. Die ursprüngliche Idee war es, einen wissenschaftlichen Film zu drehen. Doch bald haben Dubochets Person und die Veränderungen in seinem Leben durch den Nobelpreis Goëls Interesse stärker geweckt. So entscheidet er sich, den Fokus auf den Umgang mit Ruhm zu setzen.
Regisseur Stéphane Goël hat mit seinem Protagonisten ein Los gezogen: Authentisch, durchgehend charismatisch und eloquent, ohne jemals den Eindruck aufkommen zu lassen, sich selbst allzu ernst zu nehmen, trägt er den Film. Sodass man nach anderthalb Stunden den Kinosaal mit dem Wunsch verlässt, noch mehr Zeit mit Jacques Dubochet zu verbringen.