Spielfilm von Wash Westmoreland, mit Keira Knightley (Sidonie-Gabrielle Colette), Dominic West (Willy), Eleanor Tomlinson (Georgie Raoul-Duval), Denise Gough (Missy) u.a.
HU/US/GB 2018, DCP, OV/d/f, 112', ab 6 J.
Die Heirat mit dem 14 Jahre älteren Henry Gauthier-Villars führt die junge Colette vom Dorf ins Paris der Belle Époque. Ihr Gatte hat sich dank einer Entourage von Ghostwritern unter dem Pseudonym Willy einen Namen als Autor gemacht. Um seinen ausschweifenden Lebensstil zu finanzieren, ermutigt er Colette, Geschichten aus ihrer Jugend aufzuschreiben. Bald bringt auch Colette ihren ersten Roman unter Willy heraus – mit grossem Erfolg. Ganz Paris spricht von ihrer Romanfigur Claudine, mit der sie jungen Frauen ihrer Generation eine Stimme verleiht. Als Willy die Schreibkunst seiner Frau für weitere Erfolge nutzen will, beginnt sich in Colette Widerstand zu regen. Das Biopic erzählt Colettes Metamorphose und die mit dem Erfolg einsetzende soziale, sexuelle und literarische Emanzipation.
«Willy, von Dominic West fast unkenntlich hinter Ziegenbart, Spitzbauch und unkleidsamem 19.-Jahrhundert-Frack gespielt, ist in Wash Westmorelands (‹Still Alice›) Interpretation eine herrlich zwiespältige Gestalt: einerseits ein alternder Hallodri, der seine Seitensprünge mit der männlichen Natur wegerklärt, andererseits ein zu grosser Offenheit fähiger Mann, dem man abnimmt, dass er seine Gabrielle liebt, auch wenn er ihr Talent gleichzeitig ausbeutet. Es ist sein Vorbild eines Schriftstellers, der seine Leser zynisch an der Nase herumführt, das aus Gabrielle schliesslich die Schriftstellerin Colette werden lässt. Westmorelands Film macht zugleich klar, dass es vielleicht genau diesen Hallodri brauchte, um das brave Mädchen vom Land seine eigenen zwiespältigen, tabuisierten Impulse spüren zu lassen – und darin Stoff zu entdecken. Keira Knightley jedenfalls verkörpert diesen Reifungsprozess eines wachen, erfahrungsgierigen Geistes mit so viel Vitalität und Empfindsamkeit, dass man es als Zuschauer bedauert, dass der Film mit dem Beginn ihrer eigentlichen Schriftstellerkarriere endet.» (Barbara Schweizerhof, epd Film, 18.12.2018)