Spielfilm von Mounia Akl, mit Nadine Labaki (Souraya), Saleh Bakri (Walid), Nadia Charbel (Tala) u.a.
Libanon 2021, DCP, Arab/d/f, 106’, ab 16 Jahren
Walid hat sich mit seiner Frau Nadine, der 9-jährigen Rim und der 16-jährigen Tala sowie der kranken Mutter in der idyllischen Hügellandschaft Libanons ein kleines, abgeschiedenes Paradies geschaffen. Mitten in Olivenhainen bewirtschaftet die Familie ihren Garten und geniesst die Tage. Tala erlebt erste sexuelle Regungen, während die 9-jährige Schwester Rim imaginäre Feinde erfindet und die lungenkranke Grossmutter Zeina die frische Luft geniesst. Das Leben fernab der lärmigen Hauptstadt Beirut ist friedlich, bis die Regierung unterhalb des Hauses eine Mülldeponie einzurichten beginnt.
Ausgehend von dieser Ungerechtigkeit führt die junge libanesische Regisseurin Mounia Akl ins Leben einer Familie, die in dem Mass dysfunktional wird, wie sie von aussen bedroht ist. Die Mitglieder der Familie Badri sind hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, wieder mit der Gesellschaft in Beirut in Kontakt zu treten, und ihrer Autarkie mitten in der Natur. Sie müssen sich entscheiden: Widerstand oder erneute Flucht. Mounia Akl spiegelt die Bedrohung von aussen in den wachsenden Spannungen im Familienalltag. Sie spielt mit den Perspektiven ihrer Figuren, hält sich akzentuiert auf Kinderhöhe mit der kleinen Rim und beschreibt ihre tiefen Dilemmata.
Die Stärke von «Costa Brava, Lebanon» liegt darin, dass der Film durch das Prisma dieses Mikrokosmos betrachtet eine beeindruckende Realität auf die Leinwand bringt – sei es die jüngste Explosion in Beirut oder Demonstrationen. So wird «Costa Brava, Lebanon» zu einer vielschichtigen Metapher für die Widersprüche heutiger Gesellschaften, die einerseits den Zynismus der Herrschenden und andererseits die Resignation gegenüber Idealen verdeutlicht. Entstanden ist mit diesem engagierten wie auch humorvollen Erstlingswerk ein kleines Familiendrama von grosser Symbolkraft.