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Day Is Done

Trailer

Dokumentarfilm von Thomas Imbach

CH 2011, 111', DCP, Dialekt(OV)/d

«Hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Ton.» Dieser Satz – bis Ende der 1990er-Jahre unzählige Male gehört – wurde mit dem Wechsel vom klassischen Haustelefon zu Handy und SMS sukzessive obsolet. In der Blütezeit des Anrufbeantworters jedoch wusste man um die paradoxe Kommunikationssituation, die sich mit jedem Telefonanruf einstellen konnte: Das Sprechen in eine verlassene Wohnung oder ein leeres Büro, dem erhofften Rückruf und vor allem der Ungewissheit über die Zuverlässigkeit der Abrufung der hinterlegten Nachricht.

Rund um derartige Herausforderungen fertigte der Zürcher Regisseur Thomas Imbach ein faszinierendes Filmessay: Er behielt alle zwischen 1988 und 2003 auf dem Anrufbeantworter seines Ateliers an der Hohlstrasse in Zürich hinterlassenen Nachrichten und nutzte sie als Material der «fiktiven Autobiografie» «Day Is Done»: Darin erfährt das Publikum intimste Details aus dem Leben von Thomas Imbach – von verflossenen Affären über die Geburt des Sohnes bis zur Krebserkrankung des Vaters. Aus diesen Details formt Imbach die Figur des Protagonisten «T»: Verzweifelt wird dieser zu erreichen versucht, kaum je ruft er zurück und stets lässt er die Anrufenden im Unwissen, ob die Nachrichten überhaupt zur Kenntnis genommen wurden.

Die Nachrichten des Anrufbeantworters auf der Tonspur des Films werden zu Bildern montiert, die Imbach ebenfalls während über einer Dekade auf 35mm aus dem Fenster desselben Ateliers aufgenommen hat: Die Kamera fängt das Treiben auf den Strassen ein und verliert sich in weit schweifende Einstellungen über die Dächer der Stadt Zürich in der Ferne – als ob das Publikum hier aus der Perspektive des Protagonisten T die Welt erfährt.

Imbach führt das Publikum lustvoll in die Irre mit der Schaffung der fiktiven Autobiografie der Figur T. Diese entsteht zwar aus realen, gewissermassen dokumentarischen Nachrichten an Thomas Imbach, doch wie dieser das Material filtert und so die Figur T kreiert, lässt das Medium der Autobiografie in ein interessantes Licht rücken. Ist am Ende jede Autobiografie fiktiv? Durch das Zuspitzen der Fakten aus seinem eigenen Leben, wäre eine solche Frage eine mögliche Intention Imbachs – so oder so hat er mit «Day Is Done» ein ansprechendes Portrait geschaffen.

Day Is Done
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