Spielfilm von Hans Kaufmann, mit Joel Basman, Andrea Zogg, Cecilia Steiner, Manuel Löwensberg, Simon Ruffer u.a.
CH 2019, DCP, Dialekt, 83', ab 14 J.
Nach dem Tod seiner Eltern gerät das Leben des jungen Sanitärtechnikers Patrick «Sigi» Signer aus dem Takt. Er ist einsam, findet bei seinen prolligen Kollegen auf dem Bau keine Freunde und wird als «Büezer» von den Frauen ignoriert. Weil auch der Lohn zu nichts reicht, verdient er sich mit Schwarzarbeiten etwas dazu. Der Subunternehmer Walter, der zu einem väterlichen Freund wird, verschafft ihm ein paar Jobs in Rotlichtmilieu-Wohnungen. Als Sigi der jungen Hannah begegnet, scheint sein eintöniges Leben an Schwung zu gewinnen. Das erste Date mit der attraktiven jungen Frau erweist sich zwar als Freikirche-Gottesdienst, für den sie auf der Strasse Mitglieder – auch Sigi – anwirbt, doch dem verliebten jungen Mann spielt das vorerst keine Rolle. Joel Basman trägt mit starker körperlicher Präsenz dieses präzise Sozialdrama, das ein Milieu zeigt, das man viel zu selten im Kino sieht.
Hans Kaufmann hat einen Erstling mit kleinem Budget in Zürichs ehemaligen Arbeiterquartier «Chreis Cheib» realisiert und dessen spezielle Stimmung zwischen hippem Trendquartier, hipper Ausgehmeile und Rotlichtbezirk authentisch eingefangen. «‹Der Büezer› ist ein Sammelsurium an Geschichten, die entweder mir selbst oder meinen engen Zürcher Freunden widerfahren sind. Zürich ist eine wohlhabende Szenestadt, viele meiner Freunde sind Bauarbeiter und fühlen sich hier ausgegrenzt.» (Hans Kaufmann)
«Amüsant hingegen und in ihrer fast schon plagiierenden Frechheit wohl auch ironisch zu werten, ist die Anlehnung dieses kleinen Erstlingswerks an ein grosses der Filmgeschichte: Scorseses ‹Taxi Driver›. Obwohl dort die Hauptfigur Bickle als Vietnamveteran unter vollkommen anderen Vorzeichen steht und New York nicht ganz mit dem Zürcher Kreis 4 gleichzusetzen ist, sind Spiegelungen eklatant: Beide Männer sind verschlossen und unbeholfen im Umgang mit dem anderen Geschlecht, in der Gesellschaft und bei den Arbeitskollegen eher Aussenseiter, verlieben sich in eine Frau, die sich für eine fremde Ideologie engagiert, wollen eine junge Prostituierte und am Schluss gar die ganze Gesellschaft vom Übel befreien ... Das soll kein Aufruf sein, die Filme auch in ihrer Qualität miteinander zu vergleichen: Kaufmann ist nicht Scorsese (und Basman nicht De Niro). Doch irgendwo muss man beginnen mit der Filmkarriere, und der Anfang von Hans Kaufmann ist mehr als verheissungsvoll.» (Till Brockmann, Filmbulletin, 9.9.2019)