Dokumentarfilm von Julia Bünter
Schweiz und Ägypten 2019, DCP, OV/d/f, 80’
Randa sortiert ihre Habseligkeiten; bald wird sie heiraten, das Elternhaus verlassen und ihre eigene Familie gründen. Kurze Zeit später sitzt sie mit älteren Frauen zusammen, die ihr als Hüterinnen der Tradition nochmals ihre Pflichten als Ehefrau nahebringen. Doch obwohl Randa und ihr Verlobter Abdelrahman einen traditionell muslimischen Hintergrund haben, ist bei beiden die Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter gross. Die beiden repräsentieren eine neue Generation in Ägypten, die vor der Frage steht, wie Freiheit in starren Strukturen gelebt werden kann.
Die in Genf geborene Regisseurin Julia Bünter begleitet mit der Kamera neben Randa und Abdelrahman zwei weitere Paare während ihrer Heiratsvorbereitungen und konzentriert sich dabei vor allem auf die Situation der Frauen. Sie skizziert ein Porträt des gehobenen Mittelstands in Kairo und zeigt, wie die jungen Paare, hin- und hergerissen zwischen Tradition und dem Wunsch nach individueller Freiheit, einem ungeheuren Druck durch die Gesellschaft ausgesetzt sind. Auch stossen sie immer wieder auf Widerstände, so wollen Marize und Ramy, die beide aus wohlhabenden christlichen Familien stammen, nach der Heirat dank Verhütung ihre Sexualität geniessen – doch der Arzt rät ihnen von der Pille ab. Oder die freiheitsliebende junge Schauspielerin Batool muss bei ihrem Freund Bassam, ebenfalls Schauspieler, miterleben, wie konventionelle Vorstellungen aus dem Nichts auftauchen, je näher die Eheschliessung rückt.
Ihr erster langer Dokumentarfilm entstand in der Zeit, als Julia Bünter drei Jahre in Kairo lebte. Die Regisseurin meint in einem Interview: «Auch wenn diese jungen Paare die Institution der Ehe (noch) nicht in Frage stellen, gibt es doch Zweifel und Forderungen, und genau diese Fragen interessieren mich. Ich wollte einen Film, der dicht, intensiv und leicht zugleich ist, genau wie Kairo und meine Figuren. Indem er die intimen und aufrichtigen Stimmen der Protagonistinnen freisetzt, lässt uns der Film in die Sehnsüchte und Ängste der heutigen ägyptischen Jugend eintauchen.»