Spielfilm von Fanny Liatard und Jérémy Trouilh, mit Alseni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven u.a.
Frankreich 2020, DCP, F/d, 98’, ab 10 (14) Jahren
Seit Geburt lebt der 16-jährige Youri in der Cité Gagarine, dem einstigen Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnungsbaus in Paris. Hier träumt er davon, den Weltraum zu entdecken, wie es sein Namensvetter einst getan hat. Doch die Stadt beginnt mit dem Abriss der baufälligen Wohntürme und die Bewohner*innen werden auf andere Sozialbauten verteilt. Nur Youri akzeptiert das Schicksal der Siedlung nicht. Er versteckt sich in den Türmen und baut weiter an seinem Traum, Astronaut zu werden.
Fanny Liatards und Jérémy Trouilhs Debüt ist ein sensibel gezeichnetes Portrait der Banlieues. Während sich jüngst in Ladj Lys «Les misérables» die verzweifelte Wut der Jugendlichen zeigte, schafft «Gagarine» für seinen Protagonisten einen alternativen Raum der Freiheit, der seinen Hoffnungen und Wünschen Ausdruck verleiht. Youris Traum reibt sich aber an der sozialen Realität und selbst wenn die fantastischen Bezüge überhandnehmen (inkl. Verneigung vor Spielbergs «Close Encounters of the Third Kind»), geht nie vergessen, dass diese Leichtigkeit ein Produkt des Films ist. Damit gelingt eine umso eindringlichere Anklage gegen die anhaltenden Missstände, die mit dem Abriss der Cité Gagarine nicht verschwunden sind.
«‹Gagarine› ist ein aus Trümmern gebauter Traum, ein Raumschiff aus Schutt und eine berührende Huldigung an stratosphärische Hoffnungen, die trotz aller Widrigkeiten selbst in den am meisten missachteten und an den Rand gedrängten Gemeinschaften gedeihen.» (Jessica Kiang, Variety, 23.6.20)