Spielfilm von Azra Deniz Okyay, mit Nalan Kuruçim (Iffet), Emrah Özdemir (Rasit), Dilayda Güneş (Dilem), Beril Kayar (Ela) u.a.
Türkei 2020, DCP, OV/d, 90’, ab 16 J.
Vier Figuren und deren Geschichten kreuzen sich schicksalhaft bei einem Stromausfall in einem Wohnviertel in Istanbul, das von Gentrifizierung betroffen ist: eine junge Tänzerin, die einen Tanzwettbewerb gewinnen möchte; eine Mutter, deren Sohn im Gefängnis sitzt und Geld braucht; eine feministische Aktivistin und Künstlerin sowie ein gewiefter Gauner der Immobilienfirma «Neue Türkei». Ein Zwischenfall rund um florierende Drogendeals in der Gegend entfaltet sich zu einer mitreissenden Geschichte der heutigen Generationen. «Ghosts» thematisiert beiläufig aktuelle, kritische Veränderungen Istanbuls, die sich filmisch in Perspektivwechseln, Zeitsprüngen und explosiven Gefühlen ausdrücken. Okyays Debüt ist mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem in Venedig mit dem «Grossen Preis» der Internationalen Kritikerwoche.
«Die Omnipräsenz der Polizei sowie die latente, passiv-aggressive Haltung mit denen viele Menschen gerade jungen Menschen wie Didem begegnen, zeichnen ein sehr beunruhigendes Bild einer Gesellschaft, in der die Nerven blank liegen. Das wahre Leben spielt sich nicht auf dieser Oberfläche ab, sondern hinter den Mauern der Stadt. Von den Flüchtlingen, die eine Schattenexistenz führen müssen, immer auf der Hut vor der Polizei, den Jugendlichen, die hinter verschlossenen Türen feiern und tanzen oder eben dem Schlepper, der aufgrund seines Rufes schon alleine gebrandmarkt ist. Dies sind die im Titel angesprochenen Geister und mit ihnen jene Probleme einer zutiefst verstörten Gesellschaft, in der Repression und Aggression an der Tagesordnung sind.» (Rouven Linnarz, film-rezensionen.de, 8.9.2020)
Sa, 23. Okt., 20.15 Uhr: Regiegespräch mit Azra Deniz Okyay, moderiert von Jela Hasler (Regisseurin/Autorin).