I Am Not Your Negro

«Ich liebe Amerika mehr als jedes andere Land der Welt, und aus eben diesem Grunde bestehe ich auf dem Recht, es unablässig zu kritisieren». Der 1987 verstorbene Literat James Baldwin sprach diese Worte mit gleichzeitigem Bewusstsein, doch kein «richtiger» Amerikaner zu sein. Über ihn, der sich zeitlebens mit der Situation von People of Colour in den USA auseinandergesetzt hat, hat Raoul Peck ein feinfühliges Porträt geschaffen, basierend auf dem unvollendeten Manuskript «Remember This House». Darin arbeitet Baldwin die Geschichte seiner drei Freunde aus der Bürgerrechtsbewegung Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King auf, die in den sechziger Jahren durch Attentate umgebracht wurden – und bringt Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als Schwarzer ein. Kongenial ergänzt Peck den Text – gesprochen von Samuel L. Jackson – durch eine Collage aus Archivmaterial wie Fotos, Nachrichten, Ausschnitten aus Talkshows und Hollywood-Klassikern und beschränkt sich nicht bloss auf die Geschichte, sondern streut wiederholt auch Dokumente der Gegenwart ein.

«Zwar mag die Machart des Films konventionell sein, dennoch entwickelt er einen Drive, der nicht zuletzt auf die fesselnde Präsenz seines Protagonisten zurückzuführen ist. So entwirft er das Bild eines unerhört klugen und brillanten Gesellschaftskritikers, der komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen vermag, ohne sie zu verfälschen. Die Geschichte der Afroamerikaner, sagt Baldwin, lasse sich nicht von der Geschichte Amerikas trennen. Im Gegenteil: ‹Die Geschichte des Negers ist die Geschichte Amerikas. Und sie ist keine schöne Geschichte.›» (Filmbulletin, Philipp Brunner, 20.04.17)

In «I Am Not Your Negro» gelingt es Peck aufzuzeigen, dass die Schwarzen in den USA nicht Schwarze sind, sondern zu Schwarzen gemacht werden, von den Weissen, das hat man lange nicht mehr so anschaulich in einem Film dargelegt bekommen. Ein Film der Stunde und ein Höhepunkt Pecks politischen Weltkinos.