Animationsfilm von diverse Regisseure
90'
Animation ist Magie, jegliche Phantasie kann Wirklichkeit werden. Figuren, Gegenstände, gar abstrakte Formen erwachen zum Leben, wobei Elemente unterschiedlichster Kunstformen wie der Malerei, Bildhauerei, des Theaters, der Musik und der Literatur mit einfliessen. Beim Aufnahmeprozess kommen zudem Kamerasprache und Lichtdramaturgie ins Spiel – auf Basis solch reichhaltiger Gestaltungsmöglichkeiten geschieht in den Werken unserer Kurzfilmauswahl allerlei Erstaunliches: In die starr gewordenen Glieder eines in die Jahre gekommenen Paares fährt Musik und längst vergessene Heiterkeit hält Einzug (Jam Session, 2005, Izabela Plucinska); eine Hand findet sich in einem Zimmer ein, zu ihr gesellen sich nach und nach weitere Körperteile (Tma Svetlo Tma oder Darkness Light Darkness, 1990, Jan Svankmajer). Die Teilnehmer eines Volkslaufes verlieren sich im Nebel (Marathon, 2008, Spela Cadez und Izabela Plucinska) und eine von ihrem Mann betrogene Frau bindet ihn letzlich im wörtlichsten Sinne an sich (Crazy Glue, 1990, Tatia Rosenthal).
Mit diesem schillernden Kurzfilm-Feuerwerk voller skurriler, berauschender, erheiternder und berührender Momente bietet sich im Kino Cameo die rare Gelegenheit, das meisterhafte Schaffen unterschiedlichster AnimationskünstlerInnen kennenzulernen – so etwa das von Izabela Plucinska, geboren 1974 in Polen: Drehbuchautorin, Knetanimationskünstlerin, Regisseurin, und Kamerafrau in einem. Bei der Aufnahme der Einzelbilder nutzt sie mit Vorliebe den seitlichen Lichteinfall, um die Oberfläche zur Wirkung zu bringen; mit dem Spiel der Nuancen der Schärfe und Unschärfe erzielt sie malerische Effekte. Ein gottgleiches Gefühl ergreife sie jeweils am Ende eines Schaffensprozesses, denn dann habe sie eine komplette Welt erschaffen (vgl. Bettina Dunkel: «Es ist nie zu spät für die Liebe», Campus Cinema).
Plastilinfilme, die in dieser Kurzfilmzusammenstellung gezeigt werden:
«The Great Cognito» von Will Vinton, US 1982, 4'
«The Sculptor's Nightmare» von Wallace McCutcheon, US 1908, 9'
«On The Other Side Of The Woods» von Anu-Laura Tuttelberg, EST 2014, 10'
«Crazy Glue» von Tatia Rosenthal, US 1998, 5'
«Marathon» von Izabela Plucinska und Spela Cadez, PL/D 2007, 5'
«Hobo Clown» von Allison Schulnik, US 2008, 5'
«Automat» von Lucie Stamfestova, CZ 2004, 8'
«Tma, svetlo, tma» von Jan Svankmajer, CZ 1989, 6'
«Jam Session» von Izabela Plucinska, PL/D 2004, 9'
«White Gold» von Ira Elshansky, ISR 2013, 2'
«The Junky's Christmas» von Nick Donkin, Melodie McCaniel, US 1993, 21'
In Kooperation mit dem Gewerbemuseum Winterthur zur Ausstellung «Plot in Plastilin» zeigt das Kino Cameo die Filmreihe «Im Reich der Knetanimation – menschliche Figuren mit Tiefe». Die Ausstellung «Plot in Plastilin» ist bis 18. September im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen.
Bild & Trailer: «On The Other Side of The Woods», R: Anu-Laura Tuttelberg