Spielfilm von Jean-Pierre et Luc Dardenne, mit Adèle Haenel, Olivier Bonnaud, Jérémie Renier, Louka Minnelli, Christelle Cornil, Nadège Ouedraogo u.a.
B/F 2016, 113', DCP, Ov/d
Die engagierte Ärztin Jenny Davin hat für einige Monate eine kleine Praxis für prekär Versicherte in einer ärmeren Gegend von Liège übernommen, bevor sie in einer renommierten Klinik ihre Karriere beginnen soll. Jenny, der Feierabend und Privatleben wenig bedeuten, erfüllt die Arbeit als Ärztin mit Hingabe und ist auch ausserhalb der Sprechstunde für ihre PatientInnen da. Dies immer sachlich distanziert, ohne sich emotional zu involvieren – bis an ihrem letzten Praxisabend, als es eine Stunde nach Praxisschluss klingelt. Ausnahmsweise öffnet Jenny die Türe nicht, was fatale Auswirkungen hat: Im Nachhinein stellt sich heraus, dass eine junge Frau Einlass suchte, die kurz darauf tot aufgefunden wird. Der Vorfall wirft die junge Ärztin aus der Bahn. Tief erschüttert und getrieben von unerträglichen Schuldgefühlen, forscht sie wie eine medizinische Detektivin nach dem Schicksal und der Identität der Unbekannten – und bringt sich damit selber in Gefahr.
Diese «Ärztin ohne Grenzen» ist eine jener für die Dardenne-Brüder typischen Engelsfiguren, die das soziale Ungleichgewicht der westlichen Welt auf ihren Schultern balancieren müssen mit der Dringlichkeit der Botschaft, dass unsere bröckelnde Gesellschaft Liebe, Solidarität und Engagement braucht. Jenny Davin ist grossartig besetzt durch Adèle Haenel, die bereits zweifache mit dem César («Suzanne», «Les Combattants») geehrt wurde.