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Land im Fokus: O Colombia! My Colombia!

Trailer

Land im Fokus: O Colombia! My Colombia! von diverse RegisseurInnen

Kolumbien hat eine der höchsten Auswandererzahlen untern den südamerikanischen Ländern. Gemäss der Internationalen Organisation für Migration verliessen bis 2012 über 4 Millionen Menschen das Land, entweder freiwillig oder zwangsweise. Es gibt auch eine wachsende Zahl kolumbianischer FilmemacherInnen, die im Ausland studieren wollen, um andere Länder, Lebensstile und ästhetische Traditionen kennenzulernen.

Sergio Becerra, ein kolumbianischer Regisseur und Produzent, der selbst in Frankreich studiert hat, nennt diese Tendenz passend «kreatives Exil» oder die «kolumbianische Diaspora des Bildes». Wie wird Kolumbien durch die Augen jener gesehen, die das Land verlassen haben?

O Colombia! My Colombia! – der Titel dieses Programms ist eine Anspielung auf Walt Whitmans berühmtes Gedicht «O Captain! My Captain!» von 1865. Whitmans Ode an den toten US-Präsidenten Abraham Lincoln ist gleichzeitig schwermütige Elegie und Glorifizierung eines Idols. Hierin liegen die Parallelen zur Art und Weise, wie kolumbianische Filmschaffende im Exil ihr Heimatland porträtieren. Die dominanten Themen der hier ausgewählten Filme sind Erinnerung, Schmerz, Konflikt, Verderben, aber immer wieder auch eine Ehrenrettung mit viel Respekt für die harten wie auch zarten Seiten des kolumbianischen Lebensstils. Postkoloniale Probleme sind in den Filmen auch allgegenwärtig. Doch die FilmemacherInnen zeigen keinerlei Absicht, zu urteilen oder absolute Wahrheiten zu verkünden. Im Gegenteil, sie erlauben sich Fragen und Lücken, und laden das Publikum ein, genau hinzuschauen und die Lücken selbst auszufüllen.

Das Programm gibt einen Einblick in das Werk weiblicher wie männlicher Filmemacher, die in Frankreich, Deutschland, England oder Australien leben und in ihren Filmen die zurückgelassene Heimat erörtern. Sie trauern um Kolumbien, verherrlichen aber auch die Besonderheiten des Landes. Mittels sorgfältig überlagerter Ebenen schaffen die Regisseure diskontinuierliche Erzählungen, die mit konventionellen narrativen Mustern des Dokumentarfilms kontrastieren. Einige verwenden Archivmaterial auf Schrift-, Bild- und Tonebene, nicht so sehr um Behauptungen zu belegen, sondern um den unveränderlichen Beweisstatus des Materials zu hinterfragen und etablierte Diskurse zu dekonstruieren. So stellen die komplexen filmischen Werke auch die Trennlinie zwischen Fiktion und Dokumentation, zwischen Schein und Wahrheit in Frage.

 

«Aequador»
Laura Huertas Millán / Kolumbien, Frankreich 2012 / 19' " / Farbe / ohne Dialog / en UT

«La impresión de una guerra» / «Impression of a War»
Camilo Restrepo / Frankreich, Kolumbien 2015 / 26' 0" / Farbe / Spanisch / en UT

«To the Dead»
Mauricio Arango / USA, Kolumbien 2016 / 8' 20" / Farbe / Englisch / en UT

«1982»
Cristina Motta / Kolumbien, Argentinien 2015 / 10' 35" / Farbe & Schwarz-Weiss / Spanisch / en UT

«Historia del agua» / «Water Story»
Simón Vélez López / Argentinien, Kolumbien 2016 / 13' 0" / Farbe / Spanisch / en UT

 

Von Do 10. bis So 13. November sind die Kurzfilmtage zu Gast im Kino Cameo. Tickets können während dieser Tage nur über die Kurzfilmtage bezogen werden; Cameo-Mitgliedschaften werden für die Programmblöcke der Kurzfilmtage nicht angerechnet.

 

«To the Dead» (Mauricio Arango)