Spielfilm von Xavier Dolan, mit Melvil Poupaud (Laurence), Suzanne Clément (Fred), Nathalie Baye (Julienne), Monia Chokri (Stéfanie), Yves Jacques (Michel) u.a.
Kanada/Frankreich 2012, DCP, F+E/d, 159’
Laurence – so oder anders. Was «anders» hier bedeutet? Laurence wurde als Mann geboren, und als solcher ging er auch die Liebesbeziehung mit der beherzten Fred ein. Doch mehr und mehr kommt Laurence zur Überzeugung, dass ihre wahre Identität die einer Frau ist. Für Fred ein Schock. Doch dann entschliesst sie sich, der bedingungslosen Liebe zu folgen – ungeachtet der persönlichen Trauer und Unsicherheiten. Ein Vorhaben, das beiden Einiges abverlangt, denn nebst zwischenmenschlichen Herausforderungen warten auch Hürden durch gesellschaftliche Irritation und transphobe Gewalt.
Xavier Dolan, das Wunderkind aus Québec (bei den Dreharbeiten erst anfangs zwanzig), feiert den Mut seiner Hauptfiguren im Kanada der 1980er- und 90er-Jahre mit lebensfrohen Farben:
«Wenn auch nicht ganz so ausdrucksstark wie Dolans ‹Heartbeats› und ‹I Killed My Mother›, sieht ‹Laurence Anyways› doch umwerfend aus; der Filmemacher selbst gestaltete die lebendigen historischen Kostüme mit, zu denen eine prächtige Auswahl an Schals, Sonnenbrillen, Blusen, Mänteln und Hosenanzügen der Titelfigur gehört. Poupaud und Clement – beide sind so gekleidet, dass sie im Laufe des Filmes immer auffälliger wirken, in ihre Rollen hineinzuwachsen scheinen und gleichzeitig die unzähligen körperlichen und emotionalen Veränderungen der Charaktere zu verkörpern in der Lage sind. Die technischen Credits, mitunter Yves Belangers scharfsinnige Kameraarbeit auf Zelluloid, sind tadellos extravagant.» (Rob Nelson, 18.5.2912, Variety, aus dem Englischen übersetzt)