Spielfilm von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne, mit Idir Ben Addi (Ahmed), Olivier Bonnaud (Sozialarbeiter), Myriem Akheddiou (Inès) u.a.
Belgien/Frankreich 2019, DCP, OV/d, 84', ab 10 J.
Der 13-jährige Ahmed lässt sich von einem radikalen Imam und dessen Verschwörungstheorien so stark leiten, dass er an seiner Lehrerin, die einen säkularen Islam vertritt, eine Gewalttat ausübt und in die Jugendstrafanstalt kommt. Mit der Handkamera begleiten die Brüder Dardenne den verwirrten Ahmed, überfordert von den Konsequenzen seines Handelns und den Herausforderungen der Adoleszenz. Mit seinem verstockten Verhalten entfernt er sich zunehmend von seinen Nächsten. Erneut erzielen die Dardennes mit ebenso sparsamen wie präzisen Mitteln grosse Wirkung. In ihrem zutiefst humanistischen Drama untersuchen sie nicht die Gründe der Radikalisierung, sondern legen den Fokus ganz auf ihre junge Hauptfigur, der sie Verantwortungsbewusstsein und Entwicklungsfähigkeit zugestehen.
«Ein äusserst pessimistisches Bild, das die Regisseure mit der gewohnten Effizienz konstruieren. Die Gesellschaft hat keine Chance, den Jungen von seinen Überzeugungen abzubringen, obwohl sie respektvoll mit seiner Religion umgeht. Das Ende bringt eine überraschende, plötzliche Wende. (…) Jean-Luc Dardenne bezeichnete das Ende in der Pressekonferenz als den Wunsch, Frieden zu schliessen.» (Lukas Foerster, Filmbulletin, 3.12.2019)