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Les filles d’Olfa

Trailer

Dokumentarfilm von Kaouther Ben Hania

Tunesien 2022, DCP, Arab/d/f, 107’, ab 16 Jahren

Kaouther Ben Hania («The Man Who Sold His Skin») erzählt die wahre Geschichte von Olfa, die zwei ihrer vier Töchter an den Islamischen Staat (IS) verloren hat. Um sich dieser Familiengeschichte und den gesellschaftlichen Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, übernehmen Schauspielerinnen die Rollen der beiden Töchter und teilweise auch der Mutter, um diese in schwierigen Momenten des Erinnerns zu entlasten.

Die meisterlich umgesetzte und formal gewagte Inszenierung verwebt Dokument und Fiktion und wurde in Cannes mit dem Œil d’or für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Die Regisseurin macht ihren Ansatz im Film transparent und behandelt nicht zuletzt auch die Frage, wie «Wirklichkeit» in einer medialisierten Welt dargestellt und wahrgenommen wird. Im Vordergrund des intimen Kammerstücks steht jedoch eine fesselnde Geschichte über Frausein und Mutterschaft in einer männlich geprägten Gesellschaft. In Tunesien ist die Geschichte des mysteriösen Verschwindens der Töchter bekannt geworden, da Olfa diese 2016 selbst publik gemacht hat. Die beiden Teenager hatten Tunesien verlassen, um in Lybien an der Seite des IS zu kämpfen. Die Mutter und die beiden anderen Töchter blieben zurück und fragten sich: Was ist geschehen? Wie ist das möglich? Das Reenactment der Szenen mit professionellen Schauspielerinnen erlaubt es der Regisseurin, sich einer vielschichtigen Geschichte mit zahlreichen Widersprüchlichkeiten anzunähern, ohne übergriffig zu werden. Ein aufrichtiger Versuch, ein Stück Wirklichkeit mit dokumentarischen wie mit fiktiven Mitteln zu erzählen.