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Les hommes du port

Dokumentarfilm von Alain Tanner

CH/F 1995, 35mm, 64', OV/d/f, ohne Altersfreigabe

In den 1950er-Jahren ging der junge Alain Tanner für ein Jahr nach Genua – um der Enge der Schweiz zu entfliehen, selber bei einer Handelsmarine anzuheuern und die Welt zu entdecken. Vierzig Jahre später nun kehrt Tanner an den Ort zurück, wo er zum ersten Mal in Kontakt mit der Arbeitswelt und dem Meer kam. In seinem Essayfilm denkt er in einer auf Gesten fokussierten Bildsprache sowohl über das Selbstverständnis der Docker im Hafen von Genua als auch über seinen eigenen Werdegang zum engagierten Filmemacher nach. Die Hafenarbeiter, die in der Genossenschaft Compania Unica del porto di Genova selbstverwaltet organisiert sind, strahlen Würde und Stolz aus, ihre Arbeit erfahren sie als identitätsstiftend und wertvoll. Die Docker bilden ein Kollektiv, das auch politisch Position bezieht, und die Solidarität untereinander reicht bis weit ins private Familienleben hinein. Die Identifikation mit dem Hafen von Genua ist prägend für ganze Generationen – Hafenarbeiter zu sein gilt hier mindestens so viel wie ein akademischer Titel! Allerdings sind von den damals 9’000 Hafenarbeitern infolge Rationalisierung und Privatisierung inzwischen nur noch 900 übriggeblieben, der Mittelmeerhafen in seiner alten Grandezza liegt im Sterben. Und so wird aus dieser erinnerungsgesättigten lokalen Momentaufnahme eine Metapher für einen globalen Strukturwandel, der in den 1990er-Jahren seinen Anfang nahm.
 

So, 6. Mai, 11 Uhr: Vor dem Film Einführung und Kurzfilm aus dem Sulzer-Archiv.

Les hommes du port