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Lifeboat

Trailer

Spielfilm von Alfred Hitchcock, mit TalluIah Bankhead (Constance Porter), William Bendix (Gus Smith), Walter Slezak (Willi), John Hodiak (John Kovac), Mary Anderson (Alice MacKenzie) u.a.

USA 1944, Digital HD, E/d, s/w, 97’, ab 12 Jahren

Schiffbrüchige treiben in ihrem Rettungsboot ohne Orientierung auf dem Atlantik, nachdem ihr Schiff von einem U-Boot Nazideutschlands versenkt wurde. Bald entstehen spannungsvolle Dynamiken zwischen den Figuren, die sich zusätzlich zuspitzen, als plötzlich eine weitere Person aus den Fluten auftaucht und Rettung an Bord sucht. Ein raffiniertes Kammerspiel auf offener See von Alfred Hitchcock – mit furiosem Finale.

Im Kontext von filmischen Kammerspielen ist «Lifeboat» ein nonkonformistisches Beispiel: Die Enge der Kammer aufs offene Meer – das ja als das Weiteste, «Un-engste», das wir Menschen auf unserem Planeten kennen, bezeichnet werden kann – zu übertragen, hat schon fast eine skurrile Note. Gleichzeitig unterstreicht die unendliche Weite der offenen See die klaustrophobische Enge auf dem Boot: Der einzige Ort in einer unendlichen Umgebung, an dem die Schiffbrüchigen überleben können, ist die winzig kleine Fläche des Rettungsbootes und die See darum herum lebensbedrohlich. In dieser dramaturgischen Ausgangskonstellation spielt Hitchcock meisterhaft aus, wie sich Menschen in einem geschlossenen Raum verhalten können, wenn ihnen alles genommen wird, woran sie sich eigentlich gewohnt sind.

In einer Kritik von 2005 beschrieb Keith Phipps von der amerikanischen Online-Zeitschrift «The A.V. Club» die Grundkonstellation als vergleichbar mit jener von Reality TV: «Die Wurzeln des Reality-TV sind hier zu finden, aber im Gegensatz zum meisten Reality-TV zeigt Hitchcock ein echtes (wenn auch charakteristisch distanziertes) Interesse an den Menschen. Obwohl er seinen Querschnitt durch die Menschheit sorgfältig auswählt, weigert er sich, sie auf Typen zu reduzieren. ‹Je mehr wir uns streiten, kritisieren und missverstehen, desto grösser wird der Ozean und desto kleiner das Boot›, sagt Henry Hulls Multimillionärsfigur an einer Stelle. Viele Regisseure hätten das als Botschaft des Films stehen lassen, aber ‹Lifeboat› ist ein Film, in dem die Fähigkeit der Menschen zu Freundlichkeit und Grausamkeit Hand in Hand geht, vor allem, wenn sie sich ausserhalb ihrer gewohnten Umgebung befinden.» (Keith Phipps, A.V. Club «Lifeboat», 26.10.2005)