Spielfilm von John Carroll Lynch, mit Harry Dean Stanton, David Lynch, Ron Livingston, Ed Begley Jr. u.a.
US 2017, DCP, 88', OV/df, ab 14 J.
Der 90-jährige charismatische und leicht verschrobene Lucky lebt in einem verschlafenen Wüstenstädtchen im Südwesten der USA. Seine Tage sind von ewig gleichen Ritualen geprägt: eine Morgenzigarette mit ein paar Yogaübungen, Kaffee und Kreuzworträtsel im Stammlokal, Diner und Abendausklang in der örtlichen Bar bei Bloody Mary und philosophischen Gesprächen – zum Beispiel über das Verschwinden von Präsident Roosevelt oder der uralten Schildkröte von Howard (David Lynch), die sich in die Wüste Arizonas auf und davon machte.
Als Lucky eines Morgens einen Schwächeanfall erleidet und zum Arzt geht, bescheinigt dieser ihm nichts Weiteres als das «Alter». Doch der Zwischenfall rüttelt Lucky auf und er wird sich der Endlichkeit und vor allem des Lebens bewusster. Einen schöneren Abschiedsfilm hätte man sich für und mit Harry Dean Stanton, der im September 2017 gestorben ist, nicht erträumen können.
«Nicht zum ersten Mal reüssiert ein gestandener Schauspieler ziemlich spät als Regiedebütant und beweist, wie gut er die Arbeit mit den Mimen kennt und versteht. Was John Carroll Lynch hier mit viel Feingefühl aus Harry Dean Stanton, der allzu lange nur in Nebenrollen zu sehen war, an künstlerischem Ausdruck herausholt, ist sensationell.» (Susanne Oswald, NZZ, 4.8.2017)
«Harry Dean Stanton war der quintessentielle ‹character actor›, aber auch der unvergessliche Hauptdarsteller in Wim Wenders ‹Paris, Texas›. Und natürlich das Herz des Dokumentarfilms ‹Harry Dean Stanton: Partly Fiction›. Teilweise Fiktion ist nun auch wieder sein Lucky in diesem filmischen Kleinod des Schauspielers John Carroll Lynch. Die beiden Drehbuchautoren Drago Sumonja und Logan Sparks sind alte Freunde von Stanton. Sie haben eine Sammlung von Sprüchen des zuweilen kauzigen, zuweilen altersweisen Mannes zusammengetragen und über das Drehbuch verteilt, das sie dem Mann auf den knochigen Leib geschrieben haben.» (Sennhausers Filmblog.ch, 4.8.2017)