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Midnight Traveler

Dokumentarfilm von Hassan Fazili

Afghanistan 2019, DCP, OV/d/f, 87', ab 16 J.

Eine Todesdrohung der Taliban im Jahr 2015 treibt das afghanische Filmemacherpaar Hassan Fazili und Fatima Hussaini zusammen mit den beiden Töchtern Nargis (11) und Zahra (6) in die Flucht ins ferne Europa. Denn Hassan Fazili hat aus Sicht der Taliban gleich mehrere schwere Verbrechen begangen: Den Film «Peace in Afghanistan» veröffentlicht, in dem ein ehemaliger Taliban-Kommandeur deren Kriegslust verurteilt, Filme über Frauenrechte gedreht und ein Café für Künstler*innen in Kabul eröffnet. Mit drei Mobiltelefonen hält die Familie die mehrjährige Reise auf der Balkanroute fest; aus dem Dokumentieren schöpfen sie während langer und ungewisser Aufenthalte in verschiedenen Flüchtlingslagern Kraft. Trotz schmerzender und erschütternder Bilder strahlt ihr Film viel Zuversicht aus. Trotz Widrigkeiten und Rückschlägen nehmen die Eltern alle Entbehrungen auf sich und hoffen auf eine bessere Zukunft für ihre Töchter, die sich auf der langen Reise allmählich emanzipieren. Der Film von Fazili und seinem Team besteht nicht nur als politisches Zeitdokument, sondern auch als Kunstwerk. 

«‹Midnight Traveler› ragt heraus: Es ist nicht nur ein Film, der die Torturen der Flucht dokumentiert. Sondern zugleich ein unterhaltsamer und schöner Film. Das liegt an Hassan Fazilis herausragendem Auge als Filmemacher. Es sind viele kleine Momente, Details, Stimmungen, Sonnenuntergänge, kleine Alltagsszenen der Familie, Momente des Glücks und der Freude, der Charme und der Witz dieser Familie. (...) Die letzten Station ist vorerst Deutschland. An dieser Stelle endet der Film, aber ganz vorbei ist die Reise noch nicht: Der Asylantrag wird abgelehnt, ein Widerrufverfahren läuft. Ein Regisseur, der von den Taliban verfolgt wird, dokumentiert durch einen preisgekrönten Kinofilm (beim Sundance Festival erhielt der Film einen ‹World Cinema Documentary Special Jury Award for No Borders›), wird abgelehnt? Kaum zu fassen. Aber Fazili nimmt es gelassen: ‹Wir haben jetzt einen besseren Anwalt›, sagt er. Seine Energie braucht er für andere Dinge: Den Regisseur beschäftigen schon wieder Ideen für neue Filmprojekte. (René Wildangel, Qantara.de)

Midnight Traveler
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