Dokumentarfilm von Nora Fingscheidt
Deutschland 2017, DCP, OV/d, 115', ab 12 J.
Rund 700 deutschstämmige Mennoniten, die Plattdeutsch sprechen, leben in den argentinischen Pampa von Ackerbau und Viehzucht wie im 18. Jahrhundert. Anstelle von Autos benutzen sie auch 2016 noch Pferdekutschen; gepflügt wird von Hand – ihre Religion verbietet ihnen Maschinen, Stromanschlüsse, Telefone oder Radios. Ihre einzigen Schulbücher sind die Bibel und der Katechismus. In ihrer Kolonie leben sie ein möglichst frommes Leben für Gott und hoffen, dass auch ihre Kinder diesen Weg weitergehen. Dem Einfluss der «Welt» – so nennen sie alles ausserhalb ihrer Glaubensgemeinschaft – wollen sich diese Mennoniten weitestgehend entziehen. Doch ist es möglich, sich dem Fortschritt zu verweigern? Ein behutsames Porträt einer so bizarren wie liebenswerten Gesellschaft zwischen Abschottung und Wandel.
«Ohne diese Welt» ist Nora Fingerscheidts Abschlussfilm, der auf ihre Zeit als Austauschschülerin in Argentinien zurückgeht. Damals hatte sie zufällig eine Vertreterin der Gemeinschaft der Mennoniten kennengelernt. 16 Jahre nach dieser Begegnung machte sich die Regisseurin auf die Suche nach dem Ort, aus dem das Mädchen gekommen war und gewann das Vertrauen der Bewohner*innen. «Wir haben dort zwei Monate verbracht und wirklich mitgearbeitet und mitgelebt. Und wir haben auch nicht am Tag eins die Kamera rausgeholt, sondern erst mal zehn Tage geschaut, dass die Menschen sich an uns gewöhnen. Und was dann passiert ist, waren am Ende alles Geschenke. Auch die Erwachsenen waren sehr ehrlich mit uns.» Für den Film wurde Fingerscheidt mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten deutschen Nachwuchsfilmpreis.