Spielfilm von Emerald Fennell, mit Carey Mulligan, Bo Burnham, Jennifer Coolidge, Laverne Cox u.a
US/GB 2020, DCP, OV/d, 114’ ab 16 J.
Die 30-jährige Coffee-Shop-Mitarbeiterin Cassie hatte einst eine vielversprechende Karriere als Ärztin vor sich. Nach einem traumatischen Erlebnis schmeisst sie ihr Studium, lebt bei ihren Eltern und verfolgt einen Racheplan: Regelmässig gibt sie bei nächtlichen Barbesuchen vor, betrunken zu sein. Wird sie von «fürsorglichen» Männern nach Hause begleitet, sorgt sie dort für unangenehme Überraschungen. Der Debütfilm der Autorin Emerald Fennell wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bei der diesjährigen Oscar-Verleihung für das beste Originaldrehbuch.
«‹Promising Young Woman› ist dabei voll von ästhetisch meistervollen Einfällen, Jump-cuts und speziellen Kadrierungen etwa, an denen man sich kaum satt sehen kann. Die fröhlichen Bonbon-Farben bilden den perfekten ironischen Kontrapunkt zur düsteren Erzählung und sollen die Realität vieler Frauen – von denen Fröhlichsein inmitten der Bedrohung verlangt wird – spiegeln. Der Pop-Soundtrack, der Szenen unterstreicht, in denen Erschreckendes passiert, verstärkt die Satire. Die Londoner Regisseurin hat sich zuvor übrigens für die zweite Staffel der Erfolgsserie ‹Killing Eve› verantwortlich gezeigt, die, ähnlich wie hier, mit einem weiblichen Cast brillierte und komplexe Themen vielschichtig abhandelte. Mit dem gleichen Sinn für Vielschichtigkeit hat sie sich an diesen Film gemacht, und damit grenzt sich ‹Promising Young Woman› von anderen Produktionen (‹Birds of Prey›, ‹Wonder Woman›, etc.) ab, die dieselben Rachefantasien befeuern, das Thema aber ungleich unterhaltungsgerechter auflösen.» (Selina Hangartner, Filmbulletin, 14.5.21)
«Das Ende des Thrillers macht einen fertig. Der Film ist realistischer als andere aus dem Rape-and-Revenge-Genre. Oft erhebt sich darin eine Frau nach einer Vergewaltigung zur blutigen und gleichzeitig super-sexy Rächerin. Das ist in «Promising Young Woman» anders. Hier werden zwei Frauen durch eine Vergewaltigung zerstört. Cassie ist zwar eine Rächerin, aber vielschichtiger und nahbarer. Wie auch ihre Opfer. Das zwingt die Zuschauenden dazu, die eigene Rolle in der «Rape Culture» zu hinterfragen. Nein, am Ende dieses mit einem Oscar ausgezeichneten Films lacht niemand. Doch darüber nachdenken wird man noch lange. Und genau das ist wichtig.» (Britta Gfeller, SRF Kultur, 14.05.2021)