Dokumentarfilm von Nicola Bellucci
CH 2024, DCP, I/d/f, 105’
In Palermo gibt es eine kleine, bunte Lederwarenboutique mit dem Namen Quir. Das Geschäft – von Massimo und Gino geführt, die seit 42 Jahren ein Paar sind – hat sich als wichtiger Treffpunkt der lokalen LGBTQI+-Szene etabliert. Vom Varieté-Star, der mit Hingabe seine alte Mutter pflegt, über eine junge Transfrau, bis hin zur Hollywoodbekanntheit, die nostalgisch im Glanz der alten Tage schwelgt: So unterschiedlich die Menschen sind, die sich im sizilianischen Lederwarengeschäft treffen, so unterschiedlich sind auch ihre Herausforderungen und Sichtweisen auf das Leben. Zusammengehalten wird der Treffpunkt von den charmanten Betreibern, die auch ausserhalb des Ladens aktivistisch tätig sind. Durch seine Bekanntheit spürt das queere Vorzeige-Liebespaar auch eine Verantwortung für seine Community. So erklärt Massimo im Film einmal: «Unsere Liebe gilt als absolute Liebe, doch unsere Liebe ist irdisch, wie die jedes anderen auch. Doch unsere Geschichte ist lang, 42 Jahre zusammen, wir haben eine besondere Reise hinter uns, auch politisch. In einer Welt, in der Gott tot ist und ich mich nicht wohlfühle, wie Woody Allen sagt, in der es keine Utopien mehr gibt, stellen wir vielleicht eine Utopie dar. Wir wollen keine Utopie sein, nicht einmal ein Vorbild.»
Nicola Belluccis («Il mangiatore di pietre», «Grozny Blues») herzerwärmender Film dokumentiert eine Gemeinschaft, die in ihrem Kampf nie die Zuversicht und den Humor verliert. «Quir» gewann den Prix du Public an den Solothurner Filmtagen.