Spielfilm von Li Ruijun, mit Wu Renlin (Youtie Ma), Hai Qing (Guiying Cao), Zhao Dengping (Ma Youtong) u.a.
China 2022, DCP, Chinesisch (Gansu)/d/f, 133’
Eine arrangierte Ehe bringt Ma und Guiying zusammen. Der schweigsame Bauer Ma ist als Einziger in der Familie unverheiratet, Guiying ist körperlich geschwächt und über das im ländlichen China übliche Heiratsalter weit hinaus. Doch die aus Zwang entstandene Beziehung stellt sich als Chance heraus: Nach einem Leben in Demütigung erfahren die bei-den Aussenseiter Nähe und Fürsorge.
Der junge Filmemacher Li Ruijun, der für die Dreharbeiten in sein Heimatdorf Gaotai in der nordwestchinesischen Provinz Gansu zurückgekehrt ist, thematisiert Ausbeutung, Zwangsverstädterung, Armut und Verlust von Traditionen durch Entwurzelung. Doch vor allem geht es ihm darum zu erzählen, wie seine arglosen und verletzlichen Figuren die Welt sehen. Ihnen gelten seine Liebe und sein Vertrauen. Ein zutiefst menschlicher Film von unaufdringlicher Zärtlichkeit.
«‹Return to Dust› überraschte: Chinesische Kinos kamen auf den Film, irgendwie sprach er sich beim Publikum herum, und nach neun Wochen war die kleine Produktion plötzlich die Nummer eins der chinesischen Kino-Charts. Keine 300’000 Franken hat sie gekostet und fast 14 Millionen Franken (über 100 Millionen Yuan) eingespielt. Das Drama schien einen Nerv zu treffen. Aufgescheucht vom Interesse, holte die Zensurbehörde Versäumtes nach und cancelte den Film sozusagen rückwirkend. Auch bei den chinesischen Streamingdiensten flog er raus. Aber was eigentlich macht ihn zum Problem? Wer den Film gesehen hat, hat etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen: die Rückständigkeit auf dem Land. (…) Aber Ruijun drangsaliert den Zuschauer nicht mit dem Elend, er erzählt zärtlich von einer langsam keimenden Liebe. Es ist ein Film der kleinen Gesten, den Sozialkommentar muss man suchen, wenn auch nicht allzu weit. Als dringend ein Blutspender hermuss für einen reichen Geschäftsmann im Dorf, hat nur Ma die richtige Blutgruppe: Der Film vermittelt, wie die Armen ausgeblutet werden.» (Andreas Scheiner, NZZ, 10.11.22)