Spielfilm von Asghar Farhadi, mit Taraneh Alidoosti, Shahab Hosseini u.a.
IRN/F 2016, 125', DCP, OV/d
Rana und Emad müssen überstürzt ihre Wohnung verlassen, da diese einsturzgefährdet ist. Ein Bekannter stellt dem jungen Paar sein leerstehendes Appartement zur Verfügung – in einer dicht besiedelten Stadt wie Teheran ein seltener Glücksfall. Eines Abends wird Rana von einem Unbekannten im Badezimmer überrascht. Obschon vom Vorfall verletzt und traumatisiert, weigert sich Rana, die Polizei einzuschalten oder darüber zu sprechen. Das Paar erfährt, dass ihre Vormieterin eine Frau mit zweifelhaftem Ruf war. Möglich, dass der Besucher eigentlich zu dieser Vormieterin wollte. So macht sich Emad selbst auf die Suche nach Täter und Wahrheit. Zunehmend verstrickt sich das Paar in einem Geflecht aus Scham und Schuldzuweisungen und droht schliesslich daran zu zerbrechen.
Mit einem cleveren Kunstgriff verknüpft Asghar Farhadi die Handlung um Emad und Rana mit Arthur Millers berühmtem Theaterstück «Tod eines Handlungsreisenden». Er eröffnet damit eine neue Erzählstruktur und unzählige subtile Deutungsmöglichkeiten. «Was wissen wir schon vom Leben in Teheran? In Asghar Farhadis Film ‹The Salesman› kann man vieles davon sehen und hören, wenn auch nur mit einem aufmerksamen Blick auf Spiegelungen und Zeichen. Ganz so, als versuche jemand, die Wahrheit nicht gegen die Zensur zu sagen, sondern gerade mit ihr, durch sie und durch sie hindurch. Es kommt nichts Verbotenes vor in diesem Film, aber die Verbote kommen vor.» Zum Artikel «Im Land der Risse – leidenschaftlich gespielt und filigran erzählt» (Georg Seesslen, 02.02.17, Die Zeit)
Weiterer Artikel im Filmbulletin von Marian Petraitis, 10.01.17.