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Sieranevada

Trailer

Spielfilm von Cristi Puiu, mit Mimi Branescu, Judith State, Bogdan Dumitrache, Dana Dogaru, Sorin Medeleni, Ana Ciontea, Rolando Matsangos u.a.

RUM 2016, 173', DCP, OV/d

Der 40-jährige Arzt Lary trifft sich mit Verwandten in Bukarest zur Abdankungsfeier seines Vaters und Familienoberhaupts. Doch weder die Feier noch das geplante Essen verlaufen wie erhofft. Beinahe die gesamte Handlung spielt in einer winzigen Vierzimmerwohnung, in der Larys dysfunktionale Grossfamilie zum Spiegelbild einer verunsicherten Gesellschaft wird.

«In den Gesprächen – oder vielmehr in den Fetzen davon – wird die Vergangenheit, die rumänische wie die der restlichen Welt, zwar häufig aufgegriffen und diskutiert, aber ein kohärentes Bild ergibt sich selbstverständlich nicht: Eine gläubige Kommunistin verteidigt die Errungenschaften ihrer Helden von einst; zu Puius Figureninventar gehören eine Royalistin, ein in seinem Glauben zweifelnder Pope, eine zugedröhnte Kroatin (oder Serbin – das weiss hier niemand so genau, nicht mal ihre Freunde) und ein junger Mann, der ein fanatischer Anhänger von Verschwörungstheorien ist und sich völlig verrannt hat in die Idee, dass der 11. September ein inszenierter Anschlag war. Und es gibt jene, denen alles völlig egal zu sein scheint, sei es, weil sie unter Drogen stehen oder sich tief im eigenen Beziehungsknäuel verheddert haben. (…) Die Kamera (Barbu Bălăşoiu) ist auch diesmal so eng wie möglich an den Protagonisten dran, es gibt keine Longshots, sondern beinahe ausschliesslich Close-ups. Der Blick wird nie frei auf die Personen, sondern fängt immer nur Gesichter ein, Rücken, Hände. Oft genug wird er von Wänden und Türen oder anderen Personen verdeckt, so dass sich binnen weniger Filmminuten in diesem Setting ein klaustrophobisches Gefühl einstellt.» (David Hugendick und Wenke Husmann, Die Zeit 20.5.16)

Auch wenn Puiu zum ersten Mal im Wettbewerb von Cannes auftaucht, gehört er zu den Pionieren des neuen rumänischen Films. 2005 gewann er in Cannes mit «Der Tod des Herrn Lazarescu» den Preis «Un Certain Regard».

‹«Sieranevada» ist mit seinen 173 Minuten so anstrengend wie eine echte aus dem Ruder laufende Familienfeier. Aber deutlich kürzer. Und dazu raffiniert, zuweilen komisch, manchmal bedrohlich und tatsächlich in keiner Sekunde langweilig.› (Michael Sennhauser, Sennhauserfilmblog.ch, 11.5.16)

Sieranevada
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