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Stand Up My Beauty

Trailer

Dokumentarfilm von Heidi Specogna

Schweiz/Deutschland 2021, DCP, OV/d/f, 110’

Nardos ist eine Azmari-Sängerin aus Addis Abeba, die im Fendika, einem der letzten Clubs für die Darbietungen der «singenden Dichter», auftritt. Nardos Programm entsteht in Azmari-Tradition aus dem Stegreif und richtet sich nach den Wünschen des Publikums oder thematisiert aktuelle Notstände und Probleme. Die Inhalte der Texte entstehen in einer besonderen Form der traditionellen äthiopischen Poesie – «Wachs und Gold» genannt – ein Spiel mit Mehrdeutigkeiten und Metaphern.

Ursprünglich stammt die Sängerin aus einem Dorf in der Nähe der alten Kaiserstadt Gondar im Norden Äthiopiens, wo auch die Azmari-Tradition verwurzelt ist. Nardos Vater starb, als sie fünf Jahre alt war. Von klein auf wollte sie Sängerin werden, im Gesang fand sie Freude und Trost. Diese Chance erhielt sie, da sich ihre Mutter der Tradition widersetzte, Mädchen in frühem Alter zu verheiraten. Um sie in Sicherheit zu bringen, schickte sie ihre siebenjährige Tochter zu ihrer Tante nach Addis Abeba. Bald wurde ihr Talent entdeckt und Nardos für öffentliche Auftritte in den Clubs von Addis Abeba angefragt. Um ihr Leben zu finanzieren und sich als Sängerin weiterzuentwickeln, verdingt sie sich, wie viele junge Frauen vom Land, als Tagelöhnerin auf Baustellen.

Nardos Traum, in ihrer Musik aus dem Leben einfacher Leute zu erzählen, führt sie zur Dichterin Gennet, die mit ihren Kindern auf der Strasse lebt. Sie begegnet auch Beti, Ziritu und weiteren Protagonistinnen, alles auf ihre Art starke Frauen, die ihren Weg durch Äthiopiens strikte und konservative Gesellschaft finden müssen. Die in Berlin lebende Schweizer Regisseurin Heidi Specogna folgt Nardos Leben und Karriere, die die Lebenswelten, Kraft und Visionen der äthiopischen Frauen besingt, in einem sich rasant ändernden Land. Nardos ist Bandmitglied von Ethiocolor, einer bunten, musikalisch lebendigen Truppe um den Bandleader und Tänzer Melaku Belay. Saxofon, Trompete, Posaune ergänzen in dieser Formation die traditionellen Lauten, Leiern und Trommeln. Mit Ethiocolor bereist Nardos regelmässig Jazz-Festivals, oft in Kooperation mit europäischen Bands wie «Arat Kilo» aus Frankreich, der Punkband «The Ex» aus Holland oder mit dem Freejazzer Paal Nilssen-Loves und seinem «Large Unit» Projekt.

Fr, 18. Feb., 20.15: Regiegespräch mit Heidi Specogna, moderiert von Marcy Goldberg (Film- und Kulturwissenschaftlerin).