Dokumentarfilm von Monika Borgmann und Lokman Slim
F/CH/LIBN 2016, 103', DCP, OV/d/e
Nach dem Volksaufstand gegen das syrische Regime im Jahre 2011 bricht eine Gruppe von ehemaligen Gefangenen ihr Schweigen über ihre langjährige Haft in Tadmor (Palmyra), einem der schlimmsten Folterkerker des Assad-Regimes. Im Zentrum stehen acht Libanesen, die Tadmor überlebt haben. Zu Beginn des Films richten die Männer in der Ruine einer ehemaligen Schule bei Beirut behelfsmässig das Gefängnis Tadmor her und spielen zusammen mit einer grösseren Anzahl von Statisten Szenen aus einem Alltag des Grauens nach, der sich jeglicher Vorstellung entzieht. Unterbrochen werden die Reenactment-Sequenzen von Schilderungen der einzelnen Männer. Der Film, der auf Wunsch der ehemaligen Häftlinge und unter psychologischer Assistenz entstand, war für die Protagonisten Teil eines therapeutischen Prozesses.
Die beiden RegisseurInnen Monika Borgmann und Lokman Slim zur Frage, warum der dringende und persönliche Wunsch ihrer Protagonisten sich auszudrücken, erst im Kontext des syrischen Volksaufstands 2011 zum Vorschein kam: «Einige Männer haben bereits vorher ihre Erfahrungen publik gemacht… Ali Abou Dehn hat sich gleich nach seiner Befreiung im Jahre 2000 an die Medien gewendet. Aber es ist die brutale Repression des Aufstands in Syrien, von den Medien und im Internet weitläufig gedeckt, die viele Erinnerungen wieder wachriefen, die die Männer so mühsam zu vergessen versuchten. Dieser Film geht weit über eine individuelle Aussage hinaus, er vertritt eine kollektive Erfahrung. Der Film bietet diesen Männern die Möglichkeit, sich über das Erlebte auszudrücken und nach allen Mitteln zu greifen, die ihnen wichtig erscheinen, um sich den Gefühlen annähern und auszudrücken zu können.»
«Aus einem Trauma wird Kino» (Andrea Böhm, Die Zeit, 10.10.16)
Sonntag, 12. März, 11 Uhr: Podium mit den RegisseurInnen Monika Borgmann und Lokman Slim und Reto Rufer von Amnesty International.