Animationsfilm von Ali Soozandeh, mit Arash Marandi, Alireza Bayram, Siir Egoglu u.a.
D/A 2017, DCP, 96', OV/d/f, ab 16 J.
Die Geschichten dreier Frauen, deren Wege sich mit einem Musiker kreuzen, stehen beispielhaft für gespaltene Biografien im patriarchalen Iran: Ob sich eine Prostituierte zur Geliebten des Richters macht, um an ihre Scheidungspapiere zu gelangen; eine Frau heimlich abtreibt, damit ihre Chancen auf einen beruflichen Alltag fern des Kochherdes steigen oder eine junge Frau nach einer Liebesnacht einen Weg finden muss, um ihre Jungfräulichkeit wiederherzustellen, da sie bald heiraten soll: Der Animationsfilm zeigt die grosse Kluft zwischen öffentlicher Fassade aufgrund strenger religiöser Gesetze und der parallel dazu existierenden Realitäten von Frauen.
Mit seinem Debüt hat der in Deutschland lebende Regisseur Ali Soozandeh («Die Akte Zarah Leander» – Animation) eine kraftvolle Gesellschaftskritik vorgelegt. Die rigide Sexualmoral, die im Iran herrscht, gibt Männern alle Freiheit, während Frauen systematisch unterdrückt werden. Gedreht wurde «Teheran Tabu» in einem Studio in Wien mit realen Schauspieler*innen. Die Bilder wurden durch die «Rotoskopie» verfremdet; dabei handelt es sich um dasselbe Verfahren, das auch beim Animationsfilm «Waltz with Bashir» eingesetzt wurde.
«Es geht um die Doppelmoral» – Interview mit dem Regisseur Ali Soozandeh (zdf.de / Kultur / aspekte, 19.5.17)