Spielfilm von Gaspar Noé, mit Dario Argento (Lui), Françoise Lebrun (Elle), Alex Lutz (Stéphane), Kylian Dheret (Kiki) u.a.
Frankreich 2021, DCP, F/d, 142’, ab 16 Jahren
Wenn aus liebevoller Zweisamkeit schmerzhafte Einsamkeit und aus Intimität Entfremdung wird: Einem älteren Ehepaar, das in einer Pariser Wohnung lebt, kommt langsam der Alltag abhanden. Der Mann, gespielt von Regielegende Dario Argento, ist herzkrank und schreibt zuhause an einem Buch und seine Frau (Françoise LeBrun), eine pensionierte Psychiaterin, leidet an Demenz. In der eigenen Wohnung eingesperrt, bieten einzig die gelegentlichen Besuche des Sohnes für etwas Abwechslung.
Gaspar Noé verstärkt die Darstellung der Isolation seiner Figuren durch einen brillanten formalen Kniff: Liegt das Paar in der ersten Einstellung auf dem Bett, die ganze Breite der Leinwand ausfüllend, beginnt bald ein Strich das Bild zu teilen. Für die restlichen zwei Stunden ist das Leben der beiden Figuren im Splitscreen getrennt dargestellt; einzig bei kurzen Begegnungen in den Fluren sind sie in beiden Bildfenstern zu sehen. Es sind zwei Leben, die parallel zueinander laufen, sich aber kaum je treffen; zwei Charaktere, die durch ihre Lebenswege und das Bild unwiderruflich getrennt worden sind.
Mit einer feinfühligen Beobachtungsgabe lässt uns Gaspar Noé in über 140 Minuten ganz nah an das Geschehen und intime Momente heran und kostet dabei jede Minute aus, um uns bis an die emotionale Grenze zu bringen. Geprägt von Verlusten von Freund*innen und seiner Nahtoderfahrung, zeigt Noé ein gemeinsames Leben, das zusehends von Einsamkeit geprägt ist.