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Zaunkönig

Trailer

Dokumentarfilm von Ivo Zen

CH 2016, 78', DCP, Dialekt/D (OV)

Die beiden Bündner Ivo Zen und Martin Felix verband eine enge Freundschaft, die auf die gemeinsame Zeit in der Kantonsschule in Chur zurückgeht. Beide schmiedeten sie grosse Pläne, erlebten gemeinsame Reisen und probierten vieles aus – auch Drogen. Bei Martin blieb es nicht beim Ausprobieren. Als Ivo als Mittzwanziger seinen ersten Kurzspielfilm «Mörfi» mit Martin in der Hauptrolle plante, konsumierte dieser bereits exzessiv Drogen.

Während Ivo alles filmte, was sich bewegte, hielt sein Freund sein schillerndes Leben in einem Tagebuch fest. Etwa anderthalb Jahrzehnte lang führte Martin minutiös Tagebuch. Mit immenser Sprachkraft dokumentierte er sein Leben als Süchtiger auf Hunderten von Seiten, schonungslos sich selbst und anderen gegenüber. Nach seinem frühen Tod im Alter von 34 Jahren hat er über 400 Seiten Tagebucheinträge hinterlassen. «Als ich die Bücher las, verfiel ich in eine Art Rausch. Mir war, als stehe mir Martin plötzlich wieder gegenüber», so Zen. Er begibt sich auf eine filmische Spurensuche und verwebt Super-8-Aufnahmen aus seinem Archiv mit Martins Tagebuchtexten. Mit Passagen aus diesen Texten und Gesprächen mit weiteren Weggefährten realisiert er eine gefühlvolle und sehr persönliche Hommage an Martin.

«Martin ist ein intelligenter, sensibler, unsicherer junger Mann, der gleichzeitig ein überhebliches Gefühl, besser als die anderen zu sein, mit sich herumträgt. Bloss nicht wie der Durchschnitt sein. Er ist der kleine, schlaue Zaunkönig, der mit List höher fliegen will als der Adler. Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, konkurriert aber mit der Unfähigkeit, die Füsse auf den festen Boden zu kriegen.» (Tereza Fischer, Filmbulletin, 8.2.17)

Am Samstag, 18. Februar findet nach der Vorstellung um 20.15 Uhr ein Filmgespräch in Anwesenheit des Regisseurs Ivo Zen statt.

 

Vorfilm: 
Kurzfilm aus dem Werk von Francesco Jodice, Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur
«Rear Window», Francesco Jodice, I 2006, 1'
In Anlehnung an Hitchcocks gleichnamigen Langfilm hat Jodice in seinen beiden Einminutenfilmen «Rear Window» heimliche Beobachtungen durchs Fenster auf unsere NachbarInnen angestellt. Gedreht in Rotterdam, Hong Kong, New York und Milano nimmt seine Kamera die Position eines Spions des Normalen oder eines Voyeurs des täglichen Lebens ein.

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