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Chris the Swiss

Animationsfilm von Anja Kofmel

CH/KRO/D 2018, DCP, 90’, OV/d/f, ab 12 J.

Die Filmemacherin Anja Kofmel war zehn Jahre alt, als ihr Cousin, der Journalist Christian Würtenberg, in Kroatien unter dubiosen Umständen starb. Als sie am Film über ihren Cousin zu arbeiten begann, hatte sie das gleiche Alter erreicht wie dieser, als er starb: 27 Jahre. Die journalistische Neugierde zog Christian Würtenberg in den 1990ern in das Kriegsgebiet von Kroatien. Die Neugierde der Dokumentarfilmerin zog Kofmel Jahre später an denselben Ort. Mit ihrer Suche nach den Umständen von Chris’ Tod führt sie gewissermassen dessen Recherche weiter. War er überhaupt noch als Journalist unterwegs, als er starb? Er trug bei seinem Tod eine Söldneruniform, hatte sich der internationalen rechtsradikalen Söldnerbrigade PIV (First International Platoon of Volunteers) angeschlossen. Liess er sich von den Kriegstreibern einspannen? Oder versuchte er, undercover an journalistisch wertvolle Informationen über die Kriegsparteien zu gelangen?

Die Geschehnisse vollständig zu rekonstruieren, ist nicht möglich – es bleibt bei einer Annäherung Kofmels, die ihr dank unterschiedlicher Methoden auf beeindruckende Weise gelingt: Talking Heads wechseln sich mit animierten Sequenzen ab, dokumentarisches Material wird mit Animationen zu mutmasslich Geschehenem gemischt, die eine rekonstruierende und plausibilisierende Funktion einnehmen. In Sachen Mut steht Anja Kofmel ihrem Cousin in nichts nach. Sie lässt nicht locker, bis sie selbst die angsteinflössendsten Gestalten – bis hin zum Terroristen llich Ramírez Sánchez – vor der Kamera oder zumindest aus der Gefängniszelle am Telefon hat. Anja Kofmel (*1982) schloss an der Hochschule Luzern ihre Ausbildung als Animationsfilmemacherin ab, ihr Diplomfilm zum gleichen Thema wurde an fast dreissig Festivals weltweit gezeigt. Auch «Chris the Swiss» legte einen fulminanten Start hin, mit Screenings unter anderem in Cannes, Annecy und Zagreb. (Text: Annette Schindler, Katalog Fantoche-Festival)

«Gefilmte und gezeichnete Bilder verschmelzen bei ‹Chris the Swiss› zu einer spannenden Geschichte. Das ist die Stärke von Anja Kofmels erstem Langfilm: Sie setzt im richtigen Moment auf Animation, lässt gleichzeitig ihren Interviewpartnern genug Platz. Eine Mischung, mit der sie ins Schwarze trifft.» (Cynthia Ringgenberg, SRF Kultur, 10.9.2018)

Do, 20. September, 20.15 Uhr: Film & Gepräch mit der Schweizer Regisseurin Anja Kofmel, moderiert von Tatjana Simeunović (Filmwissenschaftlerin).

Fr, 5. Oktober bis So, 7. Oktober 2018: Vorfilm «78 Tours» von Georges Schwizgebel, CH 1985. Ein Projekt von «Le Court du mois».

Chris the Swiss
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