Spielfilm von Christian Schwochow, mit Ulrich Noethen (Jens Ole Jepsen), Tobias Moretti (Max Ludwig Nansen), Levi Eisenblätter (Siggi Jepsen), Johanna Wokalek (Ditte Nansen) u.a.
Deutschland 2019, DCP, D (OV)/e, 125', ab 12 J.
Deutschland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Siggi muss einen Aufsatz zum Thema «Die Freuden der Pflicht» verfassen – wie besessen bringt er seine Erinnerungen zu Papier. Während des Krieges ist Siggis Vater als Polizist eine Autorität in einem kleinen norddeutschen Dorf und seinen Pflichten bedingungslos ergeben. Als er seinem Jugendfreund, einem Maler und Pate seines Sohns Siggi, ein Berufsverbot des Regimes überbringt, gerät Siggi in einen Loyalitätskonflikt: Plötzlich steht er zwischen den Fronten und kann sich, egal für welche Seite, immer nur falsch entscheiden.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz aus dem Jahr 1967, der zum Bestseller wurde und seit Jahrzehnten zum Kanon der Schulliteratur in Deutschland gehört. Die Mutter des Regisseurs, die renommierte Drehbuch-Autorin Heide Schwochow, fand über ihren Sohn Christian Zugang zu diesem Buch – und war begeistert: «Es war so eine Stimmung, da waberte immer so etwas, was aus diesen autoritären Strukturen kam, es wurde aber nicht ausgesprochen. Und das hat mich irgendwie unglaublich gefesselt.»
Mutter und Sohn haben darauf den Roman neu verfilmt – 1971 wurde bereits ein zweiteiliger Fernsehfilm produziert. In der Neuverfilmung liegt der Fokus der Erzählung stark auf dem jungen Siggi und seiner unmöglichen Position zwischen den beiden Männern. Von den männlichen Hauptdarstellern wird der Film auch getragen: Die beiden deutschen Schauspielkoryphäen Ulrich Noethen und Tobias Moretti treiben sich gegenseitig zu schauspielerischen Höchstleistungen. Die norddeutschen Wattlandschaften liefern Schwochow die passenden Bilder für seine Geschichte. Die unendlich scheinenden Weiten werden gezielt eingesetzt und unterstützen das Spiel der Figuren atmosphärisch stimmig.