Kurzfilm von diverse Regisseur*innen
77'
Im Februar 1971 erhielten die Schweizer Frauen das Stimmrecht auf Bundesebene. Auch im Jahr 2021 gehen Frauen noch für gleiche Rechte auf die Strasse. Von einem Dokumentarfilm der berühmten Aktivistin Carole Roussopoulos bis zu politischen Videos von Künstlerinnen wie Angela Marzullo, Pipilotti Rist oder Elodie Pong erörtert dieses Programm weibliche Identitäten, den männlichen Blick und was Feminismus heute bedeutet.
Im Anschluss an das Screening findet ein Kontext-Talk zum Programm statt.
«Gabrielle Nanchen»
Carole Roussopoulos, Schweiz 1971, 28', Schwarz-Weiss, Französisch / en UT, Doc
Sozialdemokratin Gabrielle Nanchen gehörte zu den ersten Schweizer Frauen, die 1971 in den Nationalrat gewählt wurden. Hier gibt sie ein Interview just zu der Zeit, als das Frauenstimmrecht in ihrem Wohnkanton Wallis eingeführt wird.
«Swiss Graffiti»
Jaqueline Veuve, Monique Renault, Schweiz 1975, 6', Schwarz-Weiss, ohne Dialog / ohne UT, Ani
Ein Animationsfilm über die Schöpfung, von zwei Frauen korrigiert. Gott der Zauberkünstler beschliesst, ein Paradies zu schaffen: die Schweiz. Er übersät das Land mit Bäumen und Kühen, bis schliesslich Adam geboren wird. Nachdem er sein Paradies erkundet hat, schafft Adam aus einer seiner Rippen Eva. Der Mann erscheint als erigierter Penis, die Frau als arm- und beinloser Rumpf.
«History of Virginity»
Sophie Laskar-Haller, Schweiz 2012, 5'47", Farbe, Deutsch / en UT, Ani/Doc
Die Entjungferung ist ein Ereignis, dem grosse Bedeutung beigemessen wird. Diese Bedeutung ist aber menschgemacht: Sie wird verbreitet durch Kulturen und Religionen und als patriarchales Machtinstrument missbraucht. Der Animationsfilm von Sophie Laskar-Haller erzählt die Geschichte der Jungfräulichkeit mit viel Humor und Fingerspitzengefühl.
«Makita New York»
Angela Marzullo, Schweiz 2008, 3', Farbe, Französisch / en UT, Exp
Diese Parodie von John Carpenters «Escape from New York» hinterfragt den zeitgenössischen Feminismus, der scheinbar keine Alternativen zu medienunwirksamem Aktivismus oder ausweglosem Extremismus mehr bietet. Zunehmend für ihre moralistischen, positivistischen und puritanischen Tendenzen kritisiert, gelingt es der feministischen Bewegung nicht, ihre frühere Kampflust wiederzugewinnen. In einem Kontext, wo nur noch Extremismus ein Medienecho auslöst, ist Märtyrertum vielleicht die einzige Option.
«Blutclip»
Pipilotti Rist, Schweiz 1994, 4', Farbe, ohne Dialog / ohne UT, Exp
Pipilotti Rists Körper ist der Schauplatz dieser surrealen Montage. Das Menstruationsblut der Künstlerin selbst wird Bildern von Edelsteinen gegenübergestellt, auf Grossaufnahmen ihrer Arme und Beine folgen Archivbilder von Mondflügen. Der Film zeigt auf, mit welcher Leichtigkeit die visuelle Kultur den weiblichen Körper zu einem schönen, aber fremden Naturphänomen abstrahiert hat.
«Je suis une bombe»
Elodie Pong, Schweiz 2006, 7', Farbe, Französisch / en UT, Exp
Ein Pandabär, der Poledancing betreibt, verwandelt sich in eine junge Frau. Sie behauptet, eine Bombe zu sein.
«In Your Room»
Sonja Feldmeier, Schweiz 2008, 4', Farbe, ohne Dialog / ohne UT, Exp
Eine Frau mit einem Schlagzeug unter ihrer Burka spielt sich trotz der voluminösen Stoffe, in die sie eingehüllt ist, in dramatische Höhen. Sie beginnt mit subtilen Rhythmen, die allmählich zu einem ohrenbetäubenden und wilden, aber präzisen Trommeln anschwellen. Zuerst sind nur ihre Augen sichtbar, aber langsam kommt ihre ganze Figur ins Blickfeld, bis die Kamera schliesslich zum Publikum schwenkt.
«If It's Invisible It Doesn't Exist, I Guess»
Alizé Rose-May Monod, Ägypten/Schweiz 2019, 19'15", Farbe, Englisch / ohne UT, Doc/Exp
Das experimentelle Video verwendet Texte von Nora Amin, Carolin Emcke und der Künstlerin selbst, um über die Anwesenheit der Filmemacherin – einer weissen Frau in einer lesbischen Beziehung – im postkolonialen Kairo zu reflektieren. Sie blickt auf ihre Abwesenheit vom Schweizer Frauenstreik von 2019 zurück und verbindet ihre Erfahrungen mit der Unsichtbarkeit von Minderheiten in der Schweizer Frauenbewegung und im weissen Mainstream-Feminismus allgemein. Das Werk spielt zudem auf die Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und Betreuungsarbeit an.