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Hedi

Spielfilm von Mohamed Ben Attia, mit Majd Mastoura, Rym Ben Messaoud, Sabah Bouzouita, Hakim Boumessoudi u.a.

TUN/B/F 2016, 88', DCP, Ov/d

Das sensible Langfilmdebüt «Hedi» von Regisseur Mohamed Ben Attia ist seit 20 Jahren der erste tunesische Wettbewerbsbeitrag der Berlinale. Hedi ist ein scheuer junger Mann aus der tunesischen Mittelschicht, der als Autovertreter arbeitet und schweigend akzeptiert, wie andere über sein Leben entscheiden – viel zu lange. Mitunter humorvoll, erzählt die erste Filmhälfte von Hedis innerer Stagnation. Ein wunderbares visuelles Äquivalent eines fremdbestimmten Lebens ist die Kamera, die ihm dicht folgt, ihn aber meist von der Seite oder von hinten zeigt. Je näher die von seiner Mutter arrangierte Hochzeit rückt, desto schweigsamer wird er. Seine Passivität ist lähmend, sodass es auch für das Publikum wie eine Befreiung ist, als sich endlich etwas tut bei Hedi. Oder: Als Hedi endlich etwas tut. Impuls erhält er von Rym, einer jungen, selbstbestimmten Frau, die er auf einer Geschäftsreise kennenlernt. Sie weckt in ihm zum ersten Mal in seinem Leben eigene Träume.

Ben Atia erzählt die Geschichte von Hedis Selbstfindung als Parabel auf den Zustand des Landes nach dem Arabischen Frühling. In der privaten Identitätssuche eines jungen Mannes widerspiegelt er die Befindlichkeit einer Gesellschaft im Aufbruch. Parallel zu Hedis Selbstfindung ist auch der Post-Revolutionsstaat auf der Suche nach einer neuen Identität und lotet aus, welche Rolle die Religion künftig spielt, wie sich Geschlechterrollen wandeln und wie sich das Machtgefüge in den Familien verschiebt, wenn die junge Generation die Verantwortung für ihr Leben selbst in die Hand nimmt.

Hedi
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