Spielfilm von Apichatpong Weerasethakul, mit Tilda Swinton (Jessica Holland), Elkin Díaz (alter Hernán Bedoya), Jeanne Balibar (Agnès Cerkinsky) u.a.
Thailand 2021, DCP, Sp+E/d/f, 136’, ab 16 Jahren
Die schottische Botanikerin Jessica reist nach Bogotá, um ihre kranke Schwester zu besuchen. Als Jessica durch einen dumpfen Knall aufgeschreckt wird, realisiert sie nach einem Moment, dass nur sie diesen zu hören scheint. Um dem Ursprung der akkustischen Wahrnehmung auf den Grund zu gehen, besucht sie einen Tontechniker, um das Geräusch zu rekonstruieren. Getrieben von einem inneren Kompass reist sie zu Ausgrabungsstätte in die Provinz, wo sie einem Fischer begegnet und sich über rätselhafte Erfahrungen und Erinnerungen austauscht.
Der thailändische Meister des Traum- und Geisterkinos Apichatpong Weerasethakul folgt auf seinem sensorischen Spaziergang im kolumbianischen Dschungel der introspektiven Reise einer Frau, verkörpert von Tilda Swinton. Ein entschleunigtes und lyrisches Filmerlebnis.
«Die Bewegung von Weerasethakuls Filmen ist immer das gerade Gegenteil von Überstürzung. Zeit wird gedehnt, und zwar sanft, und in dem, was sich in der durch Dehnung gewonnenen, geöffneten Zeit auftut, ist Raum für alltägliche und ausseralltägliche Wunder. [...] Die Aufmerksamkeit gehört dem Rauschen, dem unerklärlichen Knall, dem von der 35-Millimeter-Kamera aufgenommenen Licht, der Aufladung mit Intensitäten in den langen, offenen Einstellungen, dem Sprechen selbst, dem Gehen und Sehen, einem bedrohlichen Hund, Knochenfunden, dem fliessenden Wasser, dem Sturzbach, der Poesie auch des Banalen. Lang ist der Abspann des Films, man hört immer stärker werdenden gleichmässigen Regen. Endgültig kommt ‹Memoria› hier zu sich, als rauschende und berauschende Soundinstallation.» (Ekkehard Knörer, taz, 4.5.22)