Spielfilm von Jonah Hill, mit Katherine Waterston (Dabney), Lucas Hedges (Ian), Sunny Suljic (Stevie) u.a.
USA 2018, DCP, OV/d, 85'
Los Angeles, Mitte der 1990er: Der 13-jährige Stevie vertreibt leere Stunden mit Super Nintendo und Hip-Hop-CDs seines Bruders. Als Teenager, der in einer zerrütteten Mittelschichtsfamilie ohne Vater aufwächst, muss er seinen Platz in der Welt noch finden. Als er sich mit Jungs aus dem Skateshop anfreundet, öffnet sich ihm eine unbekannte Welt: an verbotenen Plätzen skaten, vor der Polizei abhauen und Hauspartys mit Mädchen feiern.
«Mid90s» ist eine auf 16mm gedrehte Liebeserklärung an die 1990er-Jahre; an eine Zeit, in der Skateboarden sportliche und gesellschaftliche Konventionen sprengte und deren Mode und Popkultur heute Kult sind. Mit einem Soundtrack von den Pixies über Nirvana bis hin zu Cypress Hill oder Wu-Tang Clan zelebriert der Film das Lebensgefühl einer unzähmbaren Subkultur. Sunny Suljic («The Killing of a Sacred Deer») und die beiden jungen Profiskater Na-kel Smith und Olan Prenatt bestechen im Regiedebüt von Jonah Hill («The Wolf of Wall Street») mit ihrem authentischen schauspielerischen Können.
«Wenn Stevie verbotenerweise das Zimmer seines grossen Bruders betritt, öffnet sich ihm ein magisches Reich der Zeichen und Popkulturcodes: Wu-Tang-Clan-Poster, Football-Shirts, Eric-B.-and-Rakim-CDs, selbst gemixte Kassetten, Baseballkappen, Air-Jordan-Sneakers und Musikmagazine mit Slick-Rick-Cover. In Szenen wie diesen errichtet der Film ein Monument für den weltweiten Siegeszug der schwarzen Hip-Hop-Kultur, die in den Neunzigerjahren endgültig auch die weissen Kids in ihren Bann schlug. Vorsichtig berührt Stevie die Objekte, eingeschüchtert von ihrer Aura, während über uns Zuschauer*innen eine riesige Welle der Nostalgie schwappt. Hill und sein Kameramann Christopher Blauvelt versuchen, die Neunzigerjahreästhetik sowohl im Bild als auch als Bild greifbar zu machen: Auf Super-16-mm-Material und im 4:3-Format gedreht, mit einer flachen Tonspur, wirkt der Film oft wie ein Fundstück aus einer vergangenen Epoche.» (Julian Hanich, Filmbulletin, 2/2019)