Spielfilm von João Pedro Rodrigues, mit Paul Hamy, Xelo Cagiao, Han Wen, João Pedro Rodrigues u.a.
P/F/BRA 2017, DCP, 118', OV/d/f
Im mysteriösen Abenteuerfilm von João Pedro Rodrigues fährt der Ornithologe Fernando auf der Suche nach Schwarzstörchen in seinem Kajak einen Fluss im Norden Portugals hinunter. Als er plötzlich von Stromschnellen mitgerissen wird, kentert er und wird mitten in der Wildnis von zwei chinesischen Pilgerinnen gerettet, die auf einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela sind. Von da an begibt er sich immer tiefer in einen unergründlichen Märchenwald und macht Bekanntschaften mit betrunkenen Männern, die als Schamanen verkleidet sind, einem taubstummen Hirten und amazonenhaften Reiterinnen. Der Parcours bizarrer Prüfungen führt Schritt für Schritt zu einer völligen Verwandlung von Fernando: Er wird zu einem neuen Menschen und schliesslich ganz und gar geläutert. Das brillante Sounddesign und die Musik von Séverine Ballon unterstreichen die eindringliche Qualität des Films.
«Die formale Schönheit des Films, seine blumige Symbolik, seine völlige Unvorhersehbarkeit und sein berauschendes Ende zeichnen eine der schönsten filmischen Reisen der letzten Jahre.» (Mathieu Macheret, Le Monde, 29. November 2016)
Der Regisseur João Pedro Rodrigues zu seinem Film: «Der heilige Antonius ist in der portugiesischen Kultur und Gesellschaft tief verankert. Das Schicksal des 1195 als Fernando in Lissabon geborenen Mannes ist stark von Reisen und Navigation geprägt. Jeder heute lebende Portugiese weiss, dass es den heiligen Antonius auf seiner Rückfahrt von einer Evangelisierungs-Mission in Marokko nach Süditalien verschlug. Dort verbrachte er – seiner Berufung folgend – ein Leben, das später legendär werden sollte und ihn schliesslich in die Stadt Padua führte. Der Film ist eine gewagte und an Blasphemie grenzende Anspielung auf das Leben des Heiligen. Manche Passagen seiner Predigt von 1222 sowie einige Episoden finden Eingang im Film, doch in dessen weiterem Verlauf nimmt das Fiktive überhand. Dennoch sind der Geist des heiligen Antonius und dessen Wirken im Film nicht zu übersehen; sie führen Fernando letztlich zu seiner neuen Identität. Die Gedanken rund um die Spiritualität, die in meinem Film ‹Morrer Como um Homem› ihren Anfang nahmen und mit der Reise in ‹A Última Vez Que Vi Macau› weiterentwickelt wurden, liegen auch diesem neuen Projekt zugrunde. «Der Ornithologe» vertieft diese beiden Aspekte in Form einer initiatorischen Suche und Erkundungsreise.»
João Pedro Rodrigues wurde für seinen Film am Filmfestival Locarno 2016 mit dem Leoparden für die beste Regie geehrt.