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Ruhe

Dokumentarfilm von Karl Saurer, Hannes Meier und Gerhard Camenzind

Schweiz 1970/2023, DCP, D, 50’

Nach 1968 fordern junge Menschen bezahlbaren Wohnraum in Innenstädten, einen Zivildienst und antiautoritäre Erziehung, engagieren sich in der Frauenbefreiungsbewegung oder in Lehrlingsgewerkschaften. 

«Ruhe» war als erster Teil eines 6-teiligen Jugendmagazins namens «Die Kehrseite» vorgesehen. Noch vor der Ausstrahlung des Films brach die Direktion des Schweizer Fernsehens das gesamte Projekt ab; aus Angst vor negativen Reaktionen. Warum dies so war, wird schnell klar: Die politische Sprengkraft des Films für die damalige Zeit ist offensichtlich, dokumentiert er doch eine revolutionäre Jugend, die sich mit den gesellschaftlichen Zuständen nicht zufriedengibt, sich organisiert und keinesfalls «Ruhe und Ordnung» anstrebt. Frisch restauriert, ist das Zeitdokument über die damalige Aufbruchstimmung nun erstmals öffentlich zu sehen. 

Karl Saurer schrieb über seinem Film: «In einem 50-minütigen Dokumentarfilm versuchten Gerhard Camenzind, Hannes Meier und ich zu zeigen, wie es einem ergeht, der in unsere schweizerische Gesellschaft hineingeboren wird. In eine Gesellschaft, die ihre Verfassung im Namen eines Allmächtigen beginnen lässt, als letzte und höchste Instanz jedoch ‹die Gesetze des Marktes› anerkennt. Und da die Geschäfte nur dann ihren rechten Gang gehen, wenn Ruhe und Ordnung herrschen, erstaunt es nicht, dass wir vom Kindergarten bis zur Rekrutenschule eine fast lückenlose Kette von Sozialisationsagenturen durchlaufen, denen bei allem Methodenpluralismus ein gemeinsames ‹Erziehungsziel› eignet: Ruhige und Ordentliche zu schaffen, ‹die mehr liefern als lafern›.» (Karl Saurer, «Maulkorb und Selbstzensur beim Fernsehen», Cinema, 1977/2).

So, 18. Feb., 11 Uhr: Buchvernissage «Filme für den kreativen Widerstand» und Erstprojektion des zensurierten Films «Ruhe» von Karl Saurer. Elena Fischli (Herausgeberin) liest aus dem Buch vor; die Historikerin Verena Rothenbühler kontextualisiert den Film historisch. Im Anschluss Gespräch mit dem Publikum. 

Ruhe
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