Dokumentarfilm von Stephen Nomura Schible
J/US 2017, DCP, 100’, OV/d/f, ab 16 J.
Er komponierte für Regisseure wie Bernardo Bertolucci oder Brian De Palma und schrieb die Filmmusik zu «The Revenant»: der Japaner Ryuichi Sakamoto. In seiner neusten Komposition «Coda» erkundet der Musiker und Komponist so neugierig wie besessen unbekannte Klänge wie das Heulen eines Geigerzählers oder die Geräusche vom brechenden Eis der Arktis. Denn jeder Klang ist für Sakamoto Musik. Er spielt auch auf einem Konzertflügel, den er in einer vom Tsunami überfluteten Schule entdeckt hat. Fasziniert vom eigenwilligen Klang des tagelang im Wasser liegenden Instruments, liess er es aufwendig restaurieren, ohne dass die Eigenheit verloren gehen durfte. «Instrumente sind für mich eine Verlängerung meines Körpers. Wenn sie verletzt werden, dann spüre ich das». Das inspirierende Porträt zeigt den künstlerischen Prozess eines unermüdlich Suchenden, der die Klänge als Artefakte unserer Zeit behandelt und den Puls des Universums in seine Musik einfliessen lässt.
Nur wenige Künstler haben ein ähnlich vielgestaltiges Œuvre wie der japanische Komponist, Musiker, Produzent und Umweltaktivist Ryuichi Sakamoto. Sein Werk umspannt weite musikalische Felder – von seiner Pionierarbeit im Bereich der elektronischen Musik als Mitglied des «Yellow Magic Orchestra» über eine Serie einflussreicher Rock-Alben, klassischer Kompositionen und wegweisender Minimal-/Ambient-Aufnahmen bis hin zu über 30 Filmscores. Seinen ersten Soundtrack komponierte er für Nagisa Oshimas «Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence» (1983), in dem er an der Seite von David Bowie und Takeshi Kitano auch als Schauspieler in einer Hauptrolle zu sehen war. Sakamoto erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter zusammen mit David Byrne den Oscar für den besten Soundtrack bei Bernardo Bertoluccis «The Last Emperor».
«Ich will mit meinem Film zeigen, wie Ryuichi Sakamotos Bewusstsein für die ökologische und soziale Krise seines Heimatlandes und seine ganz persönliche Lebenskrise seine musikalische Ausdrucksweise beeinflusst haben. Ich habe den Film «Coda» genannt, weil ich wollte, dass er musikalisch endet – mit der Geburt eines neuen Stücks. Ich hoffe, dass der Film den Zuschauer*innen die Öffnung der eigenen Wahrnehmung ermöglicht – und sie eine Vorstellung davon erlangen, wie Ryuichi die Welt hört.» (Regisseur Stephen Nomura Schible)