Spielfilm von Franz Osten, mit Himansu Rai (Shiraz), Enakshi Rama Rau (Selima), Seeta Devi (Dalia) u.a.
Indien 1928, DCP, stumm mit Zwischentiteln OV/d/f, 106', ab 16 J.
Die Geschichte beginnt mit einem brutalen Überfall auf eine Karawane, bei der die Mutter der kleinen Prinzessin Arjumand stirbt. Das Mädchen, verstört und einsam, wird von einem Töpfer zufällig gefunden und gerettet. Dieser nimmt das Mädchen mit nach Hause, nennt es fortan Selima und zieht es gemeinsam mit seinem Sohn Shiraz auf – ohne die adlige Herkunft der Kleinen zu kennen. Als diese Jahre später von Sklaventreibern entführt und an den Hof des Prinzen Khurram verkauft wird, macht sich Shiraz auf eine abenteuerliche Suche nach seiner Ziehschwester.
Der deutsche Filmemacher Osten, fasziniert von der indischen Kultur, lebte einige Jahre in dem Land. Als früher Orientalist schuf er mit seinen Filmen Bilder aus einer für das europäische Publikum unbekannten, fernen Welt. Im aufwändig gedrehten Stummfilm «Shiraz» (1928) visualisieren er und der indische Filmpionier und Schauspieler Himansu Rai ihre Version der Legende um den Bau des Taj Mahal. Obwohl vordergründig eine gleichwertige Produktion zwischen britischen, deutschen und indischen Filmgesellschaften, kamen die kreativen Impulse vom indischen Star und Produzenten Himansu Rai (der auch die Hauptrolle des Shiraz spielt) und dem Autoren Niranjan Pai. Zudem wurde «Shiraz» ausschliesslich mit einer indischen Crew und vollständig in Indien gedreht.
Die Grossproduktion – beteiligt waren 50'000 Statist*innen, 300 Kamele und sieben Elefanten – wurde 2017 vom British Film Institute restauriert, der Soundtrack stammt von Anoushka Shankar, der Tochter des legendären Sitar-Spielers Ravi Shankar. In ihrer klanglichen Annäherung an den Film mischt Anoushka Shankar musikalische Elemente aus dem 17. Jahrhundert, der Zeit des Baus des Taj Mahal (1631-1648); aus den 1920er-Jahren, als der Film gedreht wurde und aus der heutigen Zeit, in der sie lebt.