Dokumentarfilm von Ziad Kalthoum
SYR/LIBN 2017, DCP, 85', OV/d, ab 12 J.
Syrische Arbeiter bauen in Beirut Wolkenkratzer, während die Häuser in ihrer Heimat in Schutt und Asche liegen. Tag für Tag steigen sie bei Sonnenaufgang aus dem Untergeschoss eines Hochhauses im Rohbau, das sie bewohnen, und treiben dessen Bau weiter in die Höhe. Das Gelände dürfen sie nicht verlassen: Freizeit in der Stadt oder am Meer zu verbringen ist ihnen nicht gestattet, denn in der libanesischen Gesellschaft sind syrische Arbeiter nicht willkommen.
Regisseur Ziad Kalthoum, der die syrische Armee verlassen und in Libanon Asyl fand, legt ein eindringliches Essay über Menschen im Exil vor, die des Krieges wegen nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Ein dank fein komponierter Bildern, experimentellem Schnitt und traumähnlicher Erzählstruktur visuell herausragender Film. Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis am Dokumentarfilmfestival Visions du Réel 2017.
«In der Darstellung dieses Universums von Männern, die etwas aufbauen, leisten Kalthoum und sein libanesischer Kameramann Talal Khoury Unglaubliches. Eine visuelle Poesie, die an frühes sowjetisches Kino erinnert. Ist bei nicht wenigen Dokumentarfilmen die Geschwätzigkeit ein Problem, so umgeht Ziad Kalthoum diese Schwierigkeit in ‹Taste of Cement›. Denn er legt über die erwähnten Bilder und das meisterliche Sounddesign in seinem dialoglosen Film den hochpoetischen Text eines Mannes, der seine Kindheit und Jugend resümiert.» (Geri Krebs, Neue Zürcher Zeitung, 25.4.17)
Sa, 13. Januar, 20:15 Uhr: Filmgespräch mit Ziad Kalthoum.