Spielfilm von Kirill Serebrennikov, mit Alyona Mikhailova (Antonina Miliukowa), Odin Lund Biron (Pjotr Tchaikovsky), Miron Fjodorow (Nikolai Rubinstein) u.a.
Russland/Frankreich/Schweiz 2021, DCP, Ru/d/f, 143’, ab 16 Jahren
Russland im 19. Jahrhundert: Die Aristokratin Antonina Miliukova ist besessen vom Wunsch, den berühmten Komponisten Pjotr Tchaikovsky zu heiraten. Überraschenderweise willigt er in die Liaison ein – auch, um den anhaltenden Gerüchten über seine Homosexualität entgegenzuwirken. Bald jedoch versuchen Familienmitglieder des Komponisten, unter anderem dessen Bruder Modest, die junge Frau zur Scheidung zu überreden. Entgegen aller Vernunft hält Antonia jedoch an der Fiktion einer Ehe fest, auch wenn die Demütigungen ihres Gatten sie zunehmend in den Wahnsinn treiben. Ein erschütterndes Porträt einer selbstzerstörerischen Liebe.
Für die Dialoge stützt sich Regisseur Kirill Serebrennikov auf Briefe und Interviews aus Tchaikowskys Archiven, die sich grösstenteils in den Vereinigten Staaten befinden. In «Tchaikovsky’s Wife» werden die erotischen Fantasien des Komponisten im Handlungsverlauf rasch offensichtlich. Dennoch baut die Regie primär auf die Figur der Ehefrau und deren langsames Abgleiten in den Wahnsinn. Der Film überführt so die Indifferenz von Gesellschaft und Macht gegenüber dem individuellen Schicksal in eine bildstarke Allegorie.
Bekannt ist die Geschichte von Tchaikowsky als Genie; nach seinem Tod wurde dafür gesorgt, dass seine wahre Biografie durch Zensur seiner Briefe und Zitate lange nicht bekannt wurde. Kirill Serebrennikov hat den Film über Tchaikovskys Homosexualität seit vielen Jahren geplant. Immer wieder musste er das Projekt auf Eis legen – vor zehn Jahren weigerte sich der damalige Kulturminister in Moskau, Serebrennikovs Script zu subventionieren.