Dokumentarfilm von Gabriel Baur
Schweiz/USA/Deutschland 2001, DCP, E/d, 102’, ab 16 Jahren
Passend zur in der Schweiz (verzögert) geführten Theoriedebatte um Gender, sorgte «Venus Boyz» Anfang des Jahrtausends für grosse Aufregung und wurde am Filmfestival Locarno ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm begleitet Drag Kings durch New Yorker Nächte und erzählt von Frauen in London, die mit Hormonen experimentieren und zu Männern oder Cyborgs werden. Gabriel (früher Gabrielle) Baur wirft einen intimen Blick auf die Menschen und ihre Auslotung weiblicher Männlichkeit. Mit den Protagonist*innen und in langjähriger Recherche rückt Baur die Performance ins Zentrum und hinterfragt Genderzuschreibungen.
«Die permanente Inszenierung von sich selbst ermöglicht uns wahrzunehmen, dass es nur graduelle Unterschiede von Inszenierungen des Geschlechts im Alltag und auf der Bühne gibt. Diese Inszenierung betrifft uns alle: Die Zweiteilung der Geschlechter ist für uns so selbstverständlich, dass wir kaum darüber nachdenken. Wir wachsen in diese Rollen hinein und inszenieren unser Geschlecht jeden Tag, ohne uns darüber bewusst zu sein. Oder frei nach Ru Paul: jeden Morgen, wenn wir aufstehen, ziehen wir Drag an. Ich denke, in ‹Venus Boyz› gibt es Momente, die besonders berühren, weil die Protagonist*innen sich emotional sehr öffnen, aber auch, weil sich in ihnen unsere Vorstellungen von Fiktion und Wirklichkeit, von Imagination und Konvention, von Mann und Frau auflösen. Es entsteht Raum für etwas Neues, noch Undefiniertes.» (Gabriel Baur, venusboyz.info).
«Auf zahlreichen internationalen Festivals gefeiert, hat ‹Venus Boyz› die Szene selbst verändert: Er dokumentiert sie nicht nur, er ist ein narzisstischer Spiegel, er ist ein Kultfilm, der seinem Publikum erlaubt, sich selbst ins Drag zu wünschen.» (Lilian Räber, Die Wochenzeitung).
Mo, 21. März, 20.15 Uhr: Im Anschluss Regiegespräch (Zoom) mit Gabriel Baur.
Rückblickend auf den Film schrieb Gabriel Baur dem Kino Cameo: «‹Venus Boyz› wurde gegen härteste Widerstände realisiert, sein internationaler Erfolg hat uns umsomehr gefreut. ‹Venus Boyz› wird bis heute weltweit gezeigt, der Film hat vieles bewegt und die intensiven positiven Feedbacks dauern an, das ist nicht selbstverständlich und berührt mich. Der Mut und Pioniergeist der Protagonist*innen inspirieren weiterhin.»