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W. – Was von der Lüge bleibt

Dokumentarfilm von Rolando Colla

Schweiz 2020, DCP, OV/d/f, 111', ab 16 J.

Binjamin Wilkomirskis Autobiografie «Bruchstücke einer Kindheit» geht 1995 um die Welt. Die tragische Geschichte seiner Kindheit als KZ-Insasse, ohne Konzept von Familie und Liebe, hat alles, was die Leser*innen berührt. Aus den unschuldigen Augen eines Kindes wird das Gewicht des Geschehenen abgebaut und in einem eindrücklichen literarischen Erinnerungsakt auf Papier gebracht. Sein Buch erhält Preise und wird von der internationalen Presse hochgelobt. Jahre später kommt es zum weltweiten Skandal: Wilkomirski kann nie in einem KZ gewesen sein. Tatsächlich hiess er Bruno Grosjean und wurde in jungen Jahren aus einem Waisenhaus in Adelboden von einer Zürcher Familie adoptiert. Als Bruno Dössekker wächst er schliesslich in guten Verhältnissen auf, geht ans Konservatorium und findet zum Judentum. 

Zwanzig Jahre nach der Buchveröffentlichung versucht der Filmemacher Rolando Colla unter Einbezug unterschiedlichster Perspektiven zu verstehen, wie es zu dieser Lebenslüge kommen konnte. Seine detaillierte Rekonstruktion zeichnet – mithilfe von Archivmaterial, Interviews und Illustrationen möglicher Szenarien von Thomas Ott – ein vielschichtiges Portrait Dössekkers. Colla versucht dabei Verständnis für eine traumatisierte Person aufzubringen, welche sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Identität verirrte. Dabei sucht er nicht einen Schuldigen, sondern Verständnis für seinen Protagonisten.

«Was für ein Film. Es musste wohl ein Rolando Colla kommen, um den Fall Wilkomirski mit einem Meisterwerk endlich zu den Akten zu legen.» (Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 8.11.2020)

«Colla legt nach und nach die einzelnen Schichten frei. Mit jeder weiteren wird schmerzhaft bewusst, dass auch die ganze Wahrheit keinen Kern kennt. (...) Wo sind die Grenzen der eigenen Selbstfindung und Identitätskonstruktion? Colla gelingt es zudem, zum ersten Mal mit ihm selbst zu sprechen, der sich seit Jahren im Thurgau zurückgezogen hat. Wer ist dieser Mann? Ein skrupelloser Schwindler? Ein Aufmerksamkeitssüchtiger? Ein Selbstverlorener, dem es angemessen schien, das eigene Kindheitstrauma durch die Einbettung in die Shoah aufzuwerten?» (Tobias Sedlmaier, NZZ, 12.11.2020)

«Besticht durch die fein eingearbeiteten, poetischen Momente.» (Clea Wanner, ProgrammZeitung)

Fr, 13. November, 20.15 Uhr: Im Anschluss Filmgespräch mit Rolando Colla, Moderation: Clea Wanner (Filmwissenschaftlerin).

W. – Was von der Lüge bleibt
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