Spielfilm von Anders Østergaard, mit Bruno Ganz (Georg Goldsmith (alt)), Leonard Scheicher (Günther Goldsmith (jung)), Harvey Friedmann (Martin Goldsmith on Set) u.a.
Dänemark/Deutschland 2019, DCP, OV/d, 88’, ab 12 J.
Der Radiomoderator Martin Goldsmith wuchs in Amerika auf. Er wusste von der deutsch-jüdischen Vergangenheit seiner Eltern und dem Tod seiner Verwandtschaft im Zweiten Weltkrieg; darüber gesprochen wurde nicht. Erst nach dem Tod seiner Mutter begann er, seinem Vater Fragen zu stellen. Diese Vater-Sohn-Gespräche erwecken die schöne und schmerzhafte Geschichte der Eltern über Liebe, Musik und Tod in Berlin der Kriegsjahre zum Leben. Beide waren begabte Musiker, sein Vater noch ganz am Beginn seiner Karriere, seine Mutter bereits Orchestermusikerin. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze 1935 konnten sie nur noch als Mitglieder des Jüdischen Kulturbundes auftreten, einer fragwürdigen Organisation, die vollständig von der Reichskulturkammer kontrolliert wurde. Während der reale Sohn, also Martin Goldsmith aus dem Off die teils drängenden Fragen stellt, verkörpert der Schauspieler Bruno Ganz in seiner letzten, intensiven Rolle den Vater.
Der dänische Filmemacher Østergaard nahm als Ausgangspunkt die authentischen Gespräche zwischen Vater und dem erwachsenen Sohn in Tucson, Arizona. Diese hat er mit Darsteller*innen, Requisiten und gescripteten Dialogen inszeniert, die allerdings auf den wahren Begebenheiten beruhen und in Zusammenarbeit mit Martin Goldsmith entstanden sind. In den Sequenzen, welche die Geschichte ins Deutschland der 1930er- und 1940er-Jahre zurückführen, setzt er Archivmaterial und nachgestellte Standfotos ein. In der Gegenwart des Films entsteht eine langsame Annäherung zwischen Vater und Sohn, die sich in Sprache und Land, Heimat und Kultur fremd geblieben sind.
Der Film beruht auf dem Buch, das Martin Goldsmith zur familiären Aufarbeitung nach den Gesprächen mit seinem Vater schrieb: «Die unauslöschliche Symphonie. Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches – eine deutsch-jüdische Geschichte». Es ist die Rekonstruktion einer Familiengeschichte, die in der Vergangenheit verschwunden wäre, wenn der Sohn nicht angefangen hätte, nachzuforschen.