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Cinema Italiano 2019 Filmreihe I

Spiegelt sich die Welt tatsächlich in den Filmen, die Jahr für Jahr produziert werden, erzählen die fünf Filme des Tourneefestivals Cinema italiano 2019 beispielhaft von unserer Zeit. Von Unsicherheit und Zerbrechlichkeit, aber auch von der Lust zu reagieren, vorwärts zu gehen und dabei womöglich das Unwägbare und Irrationale herauszufordern. Fast alle Menschen in den ausgewählten Filmen versuchen, der Leere des Alltags mit seinen unbefriedigenden Ritualen, seinen kleinen Schikanen und Versuchungen zu entfliehen.

Zum ersten Mal in ihrem Leben steht Vermessungstechnikerin Lucia in «Troppa grazia» kurz davor, einem Korruptionsversuch nachzugeben. Sie steht derart mit ihrem Gewissen in Konflikt, dass sie am Ende eine streitlustige Madonna heraufbeschwört, die sie auf die Probe stellt. Natürlich denken die anderen, dass Lucia verrückt geworden sei. Doch wer ist hier wirklich wahnsinnig?

Valeria, die Sekretärin eines Filmproduzenten, schreibt in «Una storia senza nome» heimlich Drehbücher für einen erfolgreichen Drehbuchautor, der diese unter seinem Namen verkauft. Da stösst sie auf eine unwiderstehliche Geschichte, die ihr Leben verändern wird: der (wahre) Raub eines Gemäldes von Caravaggio, der 1969 von der Mafia begangen wurde. Der Film erzählt von einem Rätsel, das einer Metapher gleich für ein seit jeher ebenso rätselhaftes Land steht. Niemand im Film ist, wer er zu sein scheint, und in jedem verbirgt sich eine doppelte Wahrheit.

In «Un giorno all'improvviso» steht der junge Amateurfussballer Antonio vor einer einschneidenden Entscheidung. Auf der einen Seite die Perspektive, für einen bedeutenden Fussballverein zu spielen, auf der anderen die schmerzhafte Gegenwart: seine Mutter, die kurz davor steht, in den Wahnsinn abzudriften.

Im Mittelpunkt der Komödie «Ma cosa ci dice il cervello» steht Giovanna. Angeblich arbeitet sie im Ministerium, in Wahrheit ist sie Geheimagentin. Ihre Aufgabe ist es, einen international tätigen Kriminellen zu überführen. Im Alltag dagegen versucht sie, gegen die Rücksichtslosigkeit anzutreten, die sich in Krankenhäusern, Schulen, ja sogar unter Flugpassagieren breit macht.

Alessandro und Francesca, die wir in «Ovunque proteggimi» kennenlernen, sind in den Augen der Mitmenschen Versager. Er, ein erfolgloser Folksänger, ist der Trink- und Spielsucht verfallen. Sie ist rebellisch und aggressiv und hat das Sorgerecht für ihren Sohn verloren. Zwei verlorene Seelen, die dank ihrer Begegnung den Mut finden, neu anzufangen.

Die Protagonisten der fünf Filme stehen alle vor ähnlichen Problemen, die nicht nur Italien betreffen. Entweder versuchen wir, Teil der Lösung zu werden - auch dank des Kinos - oder wir werden Teil des Problems. Das Kino, das wir am meisten lieben, ist in der Gegenwart verankert und wendet sich dem wahren Herz der Welt zu. Wir wünschen eine spannende und anregende Zeit im Kino!

Piero Spila (Made in Italy) und Robert Richter (Cinélibre)

Ovunque proteggimi (Bonifacio Angius, I 2018)

Troppa grazia (Gianni Zanasi, I 2018)

Un giorno all'improvviso (Ciro D'Emilio, I 2018)

Ma cosa ci dice il cervello (Riccardo Milani, I 2019)

Una storia senza nome (Roberto Andò, I 2018)